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Nach der Bergung der 15 Toten beginnt nun die akribische Forschung nach der Unglücksursache. Alle Teile der eingestürzten Eishalle in Bad Reichenhall werden nummeriert und auf einem Gelände der Bundeswehr eingelagert.

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Auch in Österreich krachten bereits etliche Dächer unter der Last des Schnees zusammen.

15 Tote, 34 Verletzte - das ist die endgültige Bilanz nach dem Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall. Das letzte Todesopfer, eine 40-jährige Frau aus Bayern, konnte erst am Donnerstag geborgen werden. Mit ihr wurden zwölf Kinder und Jugendliche sowie zwei weitere Frauen von der über 30 Jahre alten Dachkonstruktion erschlagen.

Zahlreiche Verletzte werden noch in Salzburger Spitälern behandelt. Nachdem das letzte Opfer gefunden worden war, suchten die Einsatzkräfte das Gelände noch einmal mit Lawinenhunden ab, um sicherzugehen, dass nicht doch noch weitere Personen unter den Balken und Dachteilen begraben wurden. Die in der Salzburger Gerichtsmedizin abgeschlossene Obduktion der Opfer hat ergeben, dass alle 15 auf der Stelle tot waren. Die Eisläufer hätten keine Chance gehabt, erklärte die Leiterin der Gerichtsmedizin, Edith Tutsch-Bauer.

Kritik

Die im Umgang mit Katastrophen erfahrene Medizinerin - sie hatte beispielsweise vor einem Jahr bei der Identifizierung von Opfern des Tsunamis in Südostasien mitgearbeitet und war auch mit der Obduktion der beim Brandinferno von Kaprun Getöteten beschäftigt - stellte damit klar, dass auch eine raschere Bergung kein einziges Leben gerettet hätte. Von einigen Angehörigen war zuletzt die Dauer der Bergemaßnahmen massiv kritisiert worden.

Vom Einsturz des Hallendaches bis zur Bergung der letzten Toten sind rund zweieinhalb Tage vergangen. Wodurch die Tragödie ausgelöst worden ist, warum das Dach den mehr als 180 Tonnen Schnee nicht standgehalten hat, wird erst in einigen Monaten feststehen. Die bayerische Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachtes der fahrlässigen Tötung und der Körperverletzung - vorerst gegen unbekannt.

Alle Teile katalogisiert

Um die Arbeit der Gutachter zu erleichtern, wurden im Zuge der Aufräumarbeiten alle weggeräumten Trümmer nummeriert und katalogisiert. Als Unglücksursachen kommen Materialermüdung, mangelnde Wartung oder falsche Berechnungen der Statiker infrage. Der Reichenhaller Bürgermeister Wolfgang Heitmeier (Freier Wählerverband) weist aber alle Gerüchte, die von baulichen Mängeln bei der Unglückshalle ausgehen, strikt zurück. Laut Heitmeier habe zuletzt 2003 ein Gutachter die Tragfähigkeit der Konstruktion bestätigt.

Auch in Österreich sind in den vergangenen Tagen mehrere Dächer durch die Last des Schnees eingebrochen. Im Salzburger Stadtteil Nonntal krachte das Dach der Zuschauertribüne am Sportplatz des SAK zusammen. Augenzeugen hatten zuvor noch spielende Kinder bei der Tribüne beobachtet. Nach einer Suchaktion mit Wärmebildkameras konnte jedoch Entwarnung gegeben werden. Glimpflich verlief auch der Einsturz des Daches einer alten Brauerei im Koppler Ortsteil Guggenthal am Donnerstag. Das denkmalgeschützte Gebäude stand zu diesem Zeitpunkt leer. Zuvor waren bereits die Dächer einer Bowlinghalle und eines Gebäudes am Ausstellungszentrum eingestürzt.

Rätsel gibt der Einsturz eines 1500 Quadratmeter großen Garagendaches in Graz auf. Auf dem Gebäude hatten sich nur rund zehn Zentimeter Schnee befunden, außerdem handelte es sich nicht um ein Flach-, sondern um ein Giebeldach. (neu, DER STANDARD-Printausgabe 07./08.01.2006)