Ohne großes Aufsehen wurde Ehud Olmert am Donnerstag in die streng gehüteten Staatsgeheimnisse Israels eingeweiht. Der im Gegensatz zu Ariel Sharon militärisch verhältnismäßig unerfahrene 60-Jährige traf bei der mehrstündigen nächtlichen Sitzung auf die Chefs des Militärs und der Geheimdienste, um zu lernen, wie Strategie und Befehlskette in Kriegszeiten ablaufen.Die heikelste Frage am Tisch betraf das - von Israel nie bestätigte, aber auch nie dementierte - Atomwaffenarsenal des Staates. Die Armee soll an die 200 atomare Sprengköpfe für Raketen und Bomber verfügen. Für deren Einsatz bedarf es eines speziellen bürokratischen Verfahrens, in dem der israelische Premierminister eine herausgehobene Rolle spielt, und es braucht außerdem Kodes, die nun in den Händen Ehud Olmerts liegen. (red/DER STANDARD, Printausgabe, 7.1.2006)