Gaza - Die radikale Hamas- hat sich erstmals
offen zu der Möglichkeit geäußert, die nächste palästinensische
Regierung zu bilden. Der Hamas-Spitzenfunktionär Mahmoud Zahar
(Sahar) bejahte am Samstag in Gaza die Frage, ob nach der anstehenden
Parlamentswahl Ende Jänner im Westjordanland und Gaza-Streifen die
Zeit reif sein könnte für eine Regierung unter Führung der Hamas, wie
die Organisation auf ihrer Web-Seite mitteilte. "Wir kandidieren für
die Volksversammlung, um den Überresten von Oslo ein Ende zu
bereiten", sagte er mit Blickrichtung auf die
israelisch-palästinensischen Friedensverträge von 1993 bis 1995.
Glaubwürdigkeit
Zahar wandte sich gegen Versuche, die für den 25. Jänner
angesetzte Wahl erneut zu verschieben. "Präsident Abbas
wird seine Glaubwürdigkeit verlieren, wenn er die Wahlen verschiebt",
sagte der Hamas-Führer während eines Besuchs bei Familien, die im
Konflikt mit Israel Angehörige verloren haben. "Jeder, der die Wahlen
blockiert, wird verlieren. Die Wahlen werden stattfinden." Die
Kandidatur der Hamas könnte der regierenden Fatah-Partei laut
Umfragen empfindliche Verluste bringen. Innerhalb der Fatah steigt
deshalb der Druck auf Abbas, die Wahl zum zweiten Mal zu verschieben.
Der israelische Verteidigungsminister Shaul Mofaz hatte Zahar mit
einer "gezielten Tötung" gedroht. Die Hamas-Führer Scheich Ahmed
Yassin und Abdelaziz Rantisi waren solchen "gezielten Tötungen" der
israelischen Armee im Gaza-Streifen zum Opfer gefallen. Israels
Außenminister Silvan Shalom hatte erklärt, ein Hamas-Sieg bei den
Wahlen würde die Nahost-Region "um 50 Jahre zurückwerfen". (APA/AP)