"Österreich ist in China gut vertreten und nützt vor allem im Energie-und Umweltsektor das Wachstumspotenzial. Doch in der Sparte der Kfz-Zulieferer sind heimische Firmen zu wenig präsent." So bestätigt der österreichische Handelsdelegierte in Peking, Kurt Müllauer, dem STANDARD, dass Österreichs Firmen zwar an der Wachstumsdynamik in China teilnehmen, doch in manchen Segmenten zu wenig vertreten seien.

Die Pkw-Produktion im drittgrößten Automarkt der Welt soll von derzeit zwei Mio. Fahrzeugen in Kürze auf über vier Mio. Autos mehr als verdoppelt werden. Da in naher Zukunft eine Überproduktion unausweichlich scheint, werde China in Kürze den weltweiten Automarkt überschwemmen, heißt es im Volkswagen-Werk in Shanghai. VW zählt nach General Motors zum größten ausländischen Pkw-Bauer mit eigener Produktion in China.

Im Hinblick auf den bevorstehenden Produktionsboom haben bereits mehrere Zulieferer in China eine Fertigung errichtet. Von den rund 700 österreichischen Branchenvertretern ist aber noch keine mit einer eigenen Produktion vertreten.

Wachstumsmotor

Heuer soll die chinesische Wirtschaft mindestens 8,5 Prozent wachsen. Die Prognose sei relativ, da in der Realität die Wachstumsrate dynamischer sei als auf dem Papier. China bleibe aber der weltweite Wachstumsmotor.

Das bilaterale Handelsvolumen mit China rangiert in der österreichischen Handelsbilanz an 14. Stelle. Immerhin hat der Österreich-Handel mit China (inklusiv Hongkong) bereits den Handel mit Japan übertroffen. Allerdings seien auch diese Zahlen relativ, sagen Branchenexperten. Denn ein großer Teil der China-Ausfuhren scheine in der offiziellen Handelsliste nicht auf.

Der weltweite Wirtschaftsmotor China hat jedoch auch mit gigantischen Problemen zu kämpfen: So müssen jährlich zehn Mio. neue Arbeitskräfte am Markt untergebracht, das wachsende soziale Gefälle abgebaut, die soziale Instabilität mit jährlich rund 70.000 Konflikten behoben werden.

Die Monatslöhne für ungelernte Arbeiter liegen in China bei 30 bis 40 Euro. Multinationalen Modekonzerne profitieren von den Billiglöhnen. Etwa Nike, Adidas und Geox lassen in China fertigen.

Nur knapp ein Fünftel der Bevölkerung erhält derzeit eine Rente. Trotzdem weisen zahlreiche Signale darauf hin, dass der Boom - zumindest mittelfristig - weitergeht. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 09.01.2006)