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Foto: Reuters/Charisius
Wien - Gas und Strom werden für Haushaltskunden der Wien Energie mit 1. März 2006 teurer. Begründet wird dies mit deutlich gestiegenen Einstandspreisen. Bei Strom wird der Verbrauchspreis um 0,6 Cent/kWh angehoben, der Grundpreis um 1,84 Euro auf 12 Euro pro Jahr. Der Gas-Arbeitspreis wird um 0,69 bis 0,71 Cent/kWh erhöht.

Die Wien Energie Vertrieb hat die Gas- und Strompreise für Haushaltskunden zuletzt Anfang November 2004 erhöht. Die Stromeinstandspreise seien allein innerhalb des letzten Jahres um 55 Prozent gestiegen, bei Gas sei es ein Plus von 52 Prozent gewesen, hieß es am Montag bei einer Pressekonferenz der Wien Energie. Das Unternehmen weist zudem darauf hin, dass sowohl bei Strom als auch bei Gas die Netzpreissenkungen zur Gänze weitergegeben worden seien.

Gas für Durchschnittskunden um 17,2 Prozent teurer

Durch die Verteuerung bei Strom und Gas per 1. März 2006 zahlt ein durchschnittlicher Gaskunde der Wien Energie mit einem Jahresverbrauch von 10.700 kWh pro Monat gegenüber Ende Februar um 8,02 Euro oder 17,2 Prozent mehr, teilte die Wien Energie mit.

Die Stromrechnung erhöht sich für einen durchschnittlichen Wiener Haushalt mit einem Jahresstromverbrauch von 2.500 kWh um 1,68 Euro pro Monat oder 5,1 Prozent.

Kritik von der ÖVP

Kritik an den Preiserhöhungen kam von der Wiener ÖVP. "Hinter der Maske der Demut verbirgt sich einmal mehr die traurige Wahrheit der SP-Gebührenerhöhung", so VP-Landesgeschäftsführer Norbert Walter in einer Pressemitteilung.

Seine Partei habe vor der Wien-Wahl am 23. Oktober vor drohenden Gebührenerhöhungen gewarnt, was von der SPÖ immer abgetan worden sei, so Walter, der die ÖVP-Forderung nach einem "Kosten-Stopp für drei Jahre" untermauerte. Stattdessen befürchte er aber eine Tariferhebung bei den Wiener Linien, betrachte man frühere Andeutungen von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ).

FP-Strache: "Teuerungsoffensive"

Auch FP-Chef Heinz-Christian Strache äußerte am Montag Kritik an der Preiserhöhung. Er sehe eine "neuerliche Teuerungsoffensive" auf die Wiener zukommen, so Strache in einer Pressemitteilung. Diese Maßnahme lasse weitere "Grauslichkeiten" im SPÖ-Programm für die angelaufene Legislaturperiode vermuten.

Bürgermeister Häupl solle endlich einen Belastungsstopp für alle Wiener Haushalte garantieren. Hingegen erwarte er, Strache, Tariferhöhungen bei den Wiener Linien, sowie den Wasser- und Kanalgebühren, bedenke man, "welch unverschämte Verteuerungen die Wiener SPÖ in der letzten Legislaturperiode auf die Wienerinnen und Wiener herunterprasseln ließ". Die SPÖ falle immer mehr durch "asoziale Politik denn durch Gestaltungswillen" auf, so Strache.

SPÖ: Erhöhung notwendig

SP-Gemeinderat Franz Ekkamp wies die Kritik in einer Aussendung zurück. Diese sei "sowohl vom sozialen als auch vom wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet sachlich unzutreffend".

"Der unerfreuliche Schritt erfolgt nicht aus Jux und Tollerei, er ist aus betriebswirtschaftlichen Gründen unumgänglich, um die Substanz der Wiener Energieversorgungsunternehmen und damit die Versorgungssicherheit nicht zu gefährden", so Ekkamp. Er wies weiters darauf hin, dass die Einstandspreise für die Primärenergieträger Öl und Gas in jüngster Zeit "extrem" gestiegen seien. Die Wien Energie verrechnet demnach die zusätzlichen Aufwendungen nur zu einem Teil an die Kunden weiter.

Die Anpassung erfolge zudem erst am Ende der Heizperiode. Alle andere Landes-Energieversorgungsunternehmen hätten ihre Tarife bereits vor einiger Zeit, teilweise in höherem Ausmaß als Wien Energie, angehoben, so der SP-Politiker.

Stromlösung in "entscheidender Phase"

Für das Zustandekommen der Österreichischen Stromlösung (ÖSL), der geplanten Kooperation von Verbund und EnergieAllianz (EVN, Wien Energie, Energie AG Oberösterreich, Linz AG und Bewag), könnten die nächsten Tage entscheidend sein, sagte Wien-Energie-Chef Michael Obentraut am Montag. Man komme in die Finalphase und solle die Stromlösung in den nächsten Tagen finalisieren oder solle es sein lassen. Er sei nicht bereit, längerfristig Scheinverhandlungen zu führen, so Obentraut weiter.

Im Sommer seien neue Ideen eingeflossen, die Verbesserungen für beide Partner - Verbund und EnergieAllianz - brächten. Es sei daher richtig gewesen, weiter zu verhandeln. Jetzt ist der Wien-Energie-Chef allerdings "nicht mehr bereit, monatelange Gespräche zu führen". Die Chancen, dass die Austro-Stromlösung kommt, sehe er nach wie vor 50:50, so Obentraut vor Journalisten.

Weitere Verhandlungen nötig

Es gebe nun "gewisse Adaptionen" im Rahmen der kartellrechtlichen Genehmigungen der EU gegenüber der ursprünglich ausverhandelten Lösung, die der Verbund im April vergangenen Jahres hatte platzen lassen. Noch zu verhandeln sei die Feinformulierung der Grundsatzeinigung, die ein gemeinsames Handelshaus, den gemeinsamen Großkundenvertrieb und zusätzlich noch die Vertiefung im Endkundenbereich vorsehe.

Nicht beunruhigt sei die Wien Energie bzw. die EnergieAllianz durch die offiziell knapp 30-prozentige Beteiligung des deutschen Energiekonzerns EnBW am EnergieAllianz-Partner EVN. Den Kurs bestimmen könne laut Aktienrecht nur ein Mehrheitseigentümer.

Zur Beteiligung am Verbund - die rund 12 Prozent werden von der Wien-Energie-Mutter Wiener Stadtwerke gehalten - sagte Obentraut, man habe richtig gehandelt, dass man diese finanzielle und strategische Beteiligung eingegangen sei. Verwaltet wird die Verbund-Beteiligung von der Wien Energie. Ebenfalls bei der Wiener Stadtwerke Holding AG platziert ist der 9,33 Prozent-Anteil an der Energie AG Oberösterreich (EAG), an der gemeinsam mit EVN und Linz AG insgesamt 25 Prozent gehalten werden. (APA)