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Foto: APA/Neumayr
Wien - Wolfgang Amadeus Mozart ist im Mozartjahr 2006, das aus Anlass seines 250. Geburtstages am 27. Jänner in und außerhalb Österreichs gefeiert wird, natürlich heißer Anwärter in jeder Wahl zum "Kopf des Jahres". Ob allerdings der Schädel, der sich seit 1902 in der Salzburger Stiftung Mozarteum befindet, tatsächlich derjenige des Komponistengenies ist, wurde immer wieder sowohl "eindeutig bestätigt" als auch "eindeutig widerlegt".

Ein Zweifel blieb. Und dieser konnte auch durch die erste DNA-Analyse an dem Schädel, deren Verlauf in der am Sonntag im ORF erstmals ausgestrahlten Mozartjahr-Dokumentation "Mozart. Eine Spurensuche" gezeigt wurde, nicht eindeutig behoben werden - ganz im Gegenteil.

Echtheit der Reliquien sollte bewiesen werden

In dem Film von Burgl Czeitschner (Buch) und Ute Gebhardt (Regie) waren es Spezialisten vom Gerichtsmedizinischen Institut der Universität Innsbruck und des Armed Forces DNA Identification Laboratory (Rockville, USA), die dem Schädel und auch Haarlocken aus dem Mozarteum mit Hightech-Methoden zu Leibe rückten. In dem US-Armee-Labor war schon die Echtheit der Skelette der letzten russischen Zarenfamilie nachgewiesen worden. Zum ersten Mal wurde in beiden Labors parallel am Mozart zugeschriebenen Schädel eine DNA-Analyse vorgenommen. Herausgefunden werden sollten neben der Echtheit der Reliquien auch weitere Details zur Lebensweise des Komponisten (1756 bis 1791).

DNA-Material wurde aus zwei Zähnen des Craniums gewonnen, die daher aus dem Schädel vorübergehend entfernt wurden. Vergleichsmaterial sollte aus dem Familiengrab Leopold Mozarts am Salzburger Friedhof St. Sebastian, das zu diesem Zweck geöffnet wurde, entnommen werden. Zur Bestimmung der Familienzugehörigkeit wurden die Skelette von Mozarts weiblichen Verwandten mütterlicherseits benötigt - denn nur diese bringen die nötige genetische Gewissheit. In dem Grab gesucht wurden namentlich die Skelette von Mozarts 1805 17-jährig gestorbener Nichte Jeanette Berchtold zu Sonnenburg und seiner Großmutter Euphrosina Pertl.

Skelette im Familiengrab nicht miteinander verwandt

Doch am Vergleichmaterial scheiterte die Authentizitätsbestimmung: Die Skelette im Grab waren laut DNA-Analyse nicht miteinander verwandt, und auch nicht mit dem ehemaligen Besitzer des Schädels. "Die Personen (in dem Grab, Anm.) stehen zu einander in einem Ausschlussverhältnis", hieß es in der Doku. Auch eine Ausweitung der Untersuchung auf alle Skelette des Grabes brachte keine Abhilfe: Keine der Personen in dem angeblichen Familiengrab der Mozarts ist mit einer anderen verwandt. Wer in dem Grab liegt, ist unklar. Und daher kann auch die Identität des Schädels nicht bestimmt werden. Das Geheimnis des Schädels ist vorerst "noch größer geworden".

Haarlocken stimmen auch nicht mit Schädel-DNA überein

Auch die überlieferten angeblichen Haarlocken des Komponisten wurden geprüft - und lieferten ein ähnlich ernüchterndes Ergebnis: Aus zwei Haaren konnte zwar verwertbares DNA-Material gewonnen werden. Nur waren die beiden Erbinformationen nicht identisch, und keine davon war mit dem Träger des Schädels ident. Die Haarlocken stammen also nicht von der selben Person und haben auch nie den Schädel geziert.

Der untersuchte Schädel wurde rund zehn Jahre nach Mozarts Tod bei einer Neubelegung des Grabes am Friedhof St. Marx vom Totengräber Rothmayer zurückgehalten und Mitte des 19. Jahrhunderts von Josef Hirtl der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Seither wurde der Schädel mehrere Male auf seine Authentizität geprüft, zuletzt in den 1990ern vom Naturhistorischen Museum. (APA/red)