Bild nicht mehr verfügbar.

Beamte sichern in der Nacht auf der Sofienalpenstraße in Wien-Penzing Spuren

APA: ROLAND SCHLAGER

Bild nicht mehr verfügbar.

Leichenwagen mit den vier Särgen der getöteten Mädchen

APA: ROLAND SCHLAGER
Ein niederösterreichischer Familienvater (50) hat in Mauerbach bei Wien vier seiner fünf Töchter umgebracht und seine Frau (45) krankenhausreif geprügelt. Die älteste Tochter (21) entdeckte in der Nacht auf Dienstag die im Ehebett aufgebahrten Leichname ihrer vier Schwestern. Das Zwillingspärchen Desiree und Mariella hätte am Sonntag seinen siebenten Geburtstag begangen, Michaela wäre Anfang März elf Jahre alt geworden, das Pflegekind Melanie im August zehn.

Die Kinder dürften schon nicht mehr am Leben gewesen sein, als ihre Mutter am Montagnachmittag von der Arbeit nach Hause kam, berichtete Oberst Franz Polzer, Leiter des Landeskriminalamtes NÖ. Die Mädchen seien von der Fürsorge abgeholt worden, machte der 50-jährige Frühpensionist seiner Frau weis.

Stundenlanger Streit

Er attackierte die Horthelferin und schlug ihr mit einer Holzlatte auf den Kopf. Ihr Mann habe die 45-Jährige "womöglich schon mit dem ersten Hieb töten wollen", sagte Polzer. "Die Frau scheint um Haaresbreite davongekommen zu sein." Nach offenbar stundenlangem Streit eskalierte am späten Abend die Auseinandersetzung noch mehr. Der 50-Jährige fügte seiner Frau mit einer Heiligenstatue schwere Kopfverletzungen zu. Sie flüchtete blutüberströmt in ein Nachbarhaus.

Die Polizisten, die gegen 22.00 Uhr zu dem Einfamilienhaus in der Berggasse 46 fuhren, gingen noch davon aus, dass ihr Einsatz eine gewalttätige Auseinandersetzung unter Eheleuten betraf. "Kurz nach 22.00 Uhr standen die Beamten vor einer gänzlich neuen Situation - ein Vierfachmord statt eines Familienstreits", so Polzer: Die älteste Tochter war heimgekommen, ins Haus gegangen und hatte ihre toten Geschwister gefunden.

Herzstich

Die Polizei fahndete in Niederösterreich und in Wien nach dem 50-Jährigen. Gegen 1.30 Uhr geriet er mit seinem Opel Vectra auf der Sofienalpenstraße in Wien-Penzing in eine Straßensperre. Die Beamten versuchten den talwärts fahrenden Wagen mit Warnschüssen zu stoppen, der 50-Jährige verringerte aber nur kurz die Geschwindigkeit und fuhr dann mit vollem Tempo auf die Polizisten los. Der Opel kam erst zum Stillstand, nachdem er den quer gestellten Einsatzwagen gerammt hatte. Der Frühpensionist starb nach einem Herzstich, den er sich im Wagen sitzend selbst zugefügt hatte, an inneren Blutungen. Eine der Kugeln hatte ihn zudem im linken Oberarm getroffen.

Zwei seiner vier Opfer dürften die Kehlen durchgeschnitten worden sein. Ein weiteres der Mädchen wies Spuren am Hals auf, die von den Kriminalisten als Würgemale gedeutet wurden. Bei der vierten Tochter war die Todesursache zunächst unklar, sagte Polzer. Obduktionsergebnisse wurden für den Nachmittag bzw. Abend erwartet.

Ersatzwohnung

Das Haus, das zum Schauplatz des vierfachen Mordes wurde, gehört der Mutter der Ehefrau des Tatverdächtigen. Sie war offenbar mit der Wohnsituation nicht mehr einverstanden und drohte laut Nachbarn, die Familie an die Luft zu setzen. Die über 80 Jahre alte, schwerhörige Frau dürfte von den Morden nichts mitbekommen haben - sie wurde Dienstag in der Früh von der Polizei geweckt.

Die Jugendwohlfahrtsbehörde hatte der Familie bereits eine Ersatzwohnung zur Verfügung gestellt - die Übersiedlung hätte noch in dieser Woche erfolgen sollen, sagte der Bezirkshauptmann von Wien-Umgebung, Wolfgang Straub. Eine Diplomsozialarbeiterin hatte mit der Mutter der Kinder bereits einen Besuchstermin für Freitag vereinbart. Trotz der chaotischen, tristen Wohnsituation sei die Beziehungsebene in der Familie intakt und die Tragödie für niemanden vorhersehbar gewesen, betonte Straub. Die Kinder seien immer adrett und gut erzogen gewesen. Es habe zuvor auch keinen einzigen Polizeieinsatz wegen Tätlichkeiten gegeben. Eines der getöten Mädchen war ein Pflegekind, weshalb die Jugendbehörde regelmäßig involviert war.

Kriminalist Franz Polzer sprach von einer der "schaurigsten Taten", die er in seinen vergangenen 25 Dienstjahren miterleben musste. Er könne sich "an nichts in dieser Dimension" erinnern. Auch Bürgermeister Gottfried Jelinek stand den Ereignissen fassungslos gegenüber: "Der Mann hat im Ort Zeitungen ausgetragen und war ein eher unauffälliger Typ." (APA)