Washington - Der frühere US-Zivilverwalter im Irak, Paul Bremer, und die US-Regierung haben ihre Meinungsverschiedenheiten über die militärische Strategie für den Irak-Einsatz öffentlich gemacht. Das Weiße Haus und das Pentagon bestätigten am Montag die Darstellung Bremers, wonach dessen Forderung nach einer umfangreichen Truppenverstärkung zum Kampf gegen die Aufständischen im Irak von der US-Regierung zurückgewiesen wurde.

Ein entsprechendes Schreiben von Bremer sei im Mai 2004 eingegangen, sagte Pentagon-Sprecher Lawrence DiRita. Die Armeeführung sei aber zu dem Schluss gekommen, dass die Zahl der US-Soldaten im Irak ausreiche.

In einem Buch über seine Zeit im Irak kritisiert Bremer, dass seine Appelle für eine Truppenaufstockung in Washington auf taube Ohren gestoßen seien. In dem Schreiben an Verteidigungsminister Donald Rumsfeld vom Mai 2004 habe er um eine oder zwei zusätzliche Divisionen gebeten, aber keine Antwort erhalten. Auch gegenüber Präsident George W. Bush und Vizepräsident Dick Cheney habe er seine Sorge geäußert, dass die USA den Krieg ohne eine Änderung der Strategie nicht gewinnen würden.

DiRita wollte Bremers Darstellung kein großes Gewicht beimessen. "Es ist eine interessante historische Fußnote zu dem, was im Mai 2004 passiert ist", sagte der Sprecher. "Jeder darf seine Meinung kundtun, und gewiss stand es Bremer frei, seine Meinung zu sagen."

Präsidentensprecher Scott McClellan verteidigte Bushs Entscheidung, nicht dem Rat seines obersten Zivilbeamten im Irak zu folgen. "Der Präsident ist der Ansicht, dass Entscheidungen über die Truppenstärke auf den Empfehlungen unserer Kommandanten an Ort und Stelle im Irak basieren sollten." Diese Kommandanten hätten eine Truppenverstärkung nicht für nötig befunden. Bremer stand bis zur Machtübergabe an die Iraker Ende Juni 2004 an der Spitze der US-Verwaltung in Bagdad. (APA)