Mehr als eine Woche nach der weltweiten Attacke mit dem E-Mail-Virus "I love you" wollen die philippinischen Fahnder jetzt einen Club von Computer-Hackern ins Visier nehmen. Mitglieder des losen Zusammenschlusses "Grammersoft" in Manila seien "Zielscheiben" der Kriminalisten, sagte der stellvertretende Leiter der Ermittlungsbehörde (NBI), Carlos Caabay, am Freitag. Der Name "Grammersoft" taucht im Computercode des zerstörerischen "Loveletter" auf. Der Virus hatte nach Schätzungen aus den USA weltweit Schäden von etwa 15 Milliarden Dollar (16,5 Mrd. Euro/227 Mrd. S) angerichtet. Unklar blieb vorerst, wen die philippinischen Ermittler als Hauptverdächtigen betrachten. Der 27-jährige Bankangestellte Reomel Ramones war Anfang der Woche in Manila vorübergehend festgenommen worden, kam aber aus Mangel an Beweisen wieder frei. Der 23 Jahre alte ehemalige Informatikstudent Onel de Guzman, der Bruder von Ramones' Freundin Irene de Guzman, hatte am Donnerstag während einer Pressekonferenz in Manila nicht ausgeschlossen, dass er den E-Mail-Virus selbst ausgelöst haben könnte. Guzman hält es nach eigenen Angaben aber auch für möglich, dass jemand anderes das Zerstörungsprogramm aktiviert hat. Mit Mitgliedern des Hacker-Clubs habe er oft über das Thema diskutiert, sagte de Guzman weiter. Das Programm war Inhalt der Diplomarbeit des 23-Jährigen, die von seinen Betreuern aber abgelehnt wurde. Die Hochschule des Studienabbrechers, das AMA Computer College in Manila, verlangte unterdessen scharfe gesetzliche Maßnahmen gegen Computer-Cracks, die ihre Fähigkeiten für kriminelle Handlungen missbrauchen. Programmierer müssten auf einen "ethischen Code" vereidigt werden, forderte der stellvertretende Präsident der Hochschule, Manny Abad, in einem Interview mit einem Radiosender in Manila. Die Universität habe bereits das Thema "soziale Verantwortung" in ihren Lehrplan aufgenommen. (APA/dpa)