Wien – "Einmal nur glücklich sein, einmal nur glücklich sein", Hana Batinic wirft ihre feuerroten Locken in den Nacken und schmiegt sich an Staatssekretär Hans Winkler. Was sich die Sängerin als Gräfin Mariza zum Klang der Zigeunergeigen wünscht, gilt für die Republik und deren höchste Exponenten allemal – erst recht in diesem halben Jahr. Seit Monaten arbeitet Wien mit viel Mühe auf den EU-Vorsitz hin. Nun läuft die Sache richtig an. Und sie wird dem Brüsseler Korrespondentenkorps traditionell vorgeführt: "Grüß dich Gott, du liebes Nesterl!" ("Wiener Blut", Johann Strauß), der Empfangsgruß für die 60 Journalisten Sonntagabend im Wiener Schloss Laudon verspricht ein heimeliges Programm für die kommenden sechs Monate.

Zu viel der Klischees? "Ooch, das erwarten wir doch von euch!", wehrt ein deutscher Kollege ab, bevor er über Backhendl und Erdäpfelsalat dann doch noch ins Grübeln gerät. Denn ganz widerspruchsfrei ins Bild gesetzt wurden die Korrespondenten über die inhaltlichen Positionen der Bundesregierung in der Präsidentschaft nicht.

Außenministerin Ursula Plassnik hatte ihnen am Sonntagnachmittag erklärt, in Sachen EU-Verfassung brauche es einen Klimawandel, damit diese wieder ausapern könne. Österreich wolle nach der planmäßig unter Wiener Vorsitz endenden Reflexionsphase dazu versuchen, Antworten auf das Verfassungsproblem zu geben.

Vizekanzler Hubert Gorbach sagte dagegen eine Stunde später, dass der bestehende Entwurf Makulatur sei und sich die Führer der Union doch noch einmal zusammenfinden und eine neue Verfassung schreiben mögen. Finanzminister Karl-Heinz Grasser wiederum befand, dass man überhaupt nicht über die Verfassung sprechen, sondern sich eher um Jobs für die Bürger kümmern solle.

Die Nachrichtenagentur Reuters schickte am Montag eine Analyse über die Ticker, beschrieb die Lage wohlwollend als "dissonant" und verwies auf die schwierigen Verhältnisse in Österreichs Innenpolitik. Andere lokalisierten ein nicht eben kleines Koordinations- und Kommunikationsproblem.

Mit Topfenstrudel und Vanillesoße ließ man sich schließlich versöhnen. Und einer aus der Organisatorentruppe variierte am Klavier gekonnt "Summertime and the living is easy". – Sommerbeginn ist der 21. Juni, da ist der letzte Gipfel in Brüssel und damit de facto Österreichs EU-Präsidentschaft vorbei. (pra/DER STANDARD, Printausgabe, 10.1.2005)