Mina - Mit der symbolischen Steinigung des Teufels hat die traditionelle islamische Wallfahrt Hadsch in Saudiarabien am Dienstag ihren Höhepunkt erreicht. Bereits am frühen Morgen machten sich viele der mehr als zweieinhalb Millionen Gläubigen zur Jamarat-Brücke in Mina auf, um dort Steine auf drei Säulenkonstruktionen zu werfen. Damit soll symbolisch der Teufel ausgetrieben werden. Am Dienstag beginnt für die Muslime das Opferfest ("Eid al-Adha"). An diesem Tag sollen alle Gläubigen, die es sich leisten können, ein Tier schlachten, um damit an das Opfer Abrahams zu erinnern, das im Alten Testament erwähnt wird. Laut Koran soll jeder Muslim, der über die nötigen Finanzmittel verfügt, einmal im Leben an der Hadsch teilnehmen. Wegen befürchteter Anschläge oder anderer Zwischenfälle wurden etwa 60.000 Sicherheitskräfte, Sanitäter und anderes Hilfspersonal abgestellt.
Beim Einsturz einer Pilgerherberge in Mekka waren vergangene Woche rund 80 Menschen ums Leben gekommen, davon viele Muslime aus Frankreich. Das neunstöckige Gebäude im belebten Stadtzentrum war nach einem Brand zusammengestürzt. 2004 wurden 250 Pilger auf der Jamarat-Brücke bei einer Massenpanik zu Tode getrampelt. Nach der rituellen Steinigung kehren die Gläubigen nach Mekka zurück, um die Kaaba zu umkreisen. Ihre weißen Gewänder sollen dabei ein Zeichen für die Gleichheit aller Muslime sein.
Fest des Friedens
In Grußworten zum Opferfest riefen König Abdullah und Kronprinz Sultan zum Frieden auf. "Wir bitten Gott, dieses Fest zu einem Fest des Friedens und der Stabilität für die Muslime und die ganze Welt werden zu lassen. Möge er die Muslime in seiner Güte einen und sie zu rechten Taten inspirieren."
Der Großmufti von Saudiarabien, Scheich Abdulaziz al-Sheikh, hatte am Vortag gegen den religiös verbrämten Terror gepredigt. Beim Gebet in der Namira-Moschee neben dem Berg Arafat sagte der höchste religiöse Würdenträger des Königreichs: "Einige Menschen haben die größten Verbrechen begangen gegen den Islam, denn was sie getan haben, hat dazu geführt, dass man den Begriff 'Terrorismus' nun ausschließlich mit dieser Religion in Verbindung bringt." Der Großmufti trug den Gläubigen auf, sie sollten den Islam und "die Fundamente des islamischen Rechts" gegen die Ignoranten und religiösen Fanatiker verteidigen. Die Predigt wurde vom saudiarabischen Fernsehen übertragen. (APA/Reuters)