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Standard: Sie haben angekündigt, erst die Zeitungen lesen zu wollen, ehe Sie auf Ihre Beurlaubung öffentlich reagieren. Welche Aufschlüsse brachte die Lektüre? Walter Schachner: Dass die Argumente von Präsident Sükar zwar keine Lügen sind, aber sicher nicht den Tatschen entsprechen.

STANDARD: Ein Vorwurf lautet, dass Sie nicht bereit gewesen wären, den Weg der Konsolidierung zu beschreiten.
Schachner: Stimmt nicht. Dazu muss man weiter ausholen. Vor Weihnachten gab es ein Gespräch mit Sükar, in dem er mich darauf hingewiesen hat, dass die wirtschaftliche Situation des GAK nicht rosig ist und dass man sparen muss. Die Atmosphäre war okay, ich war bereit, mich den Gegebenheiten anzupassen. Ich habe mir das durch den Kopf gehen lassen, vor Silvester haben wir uns noch einmal unterhalten.

Da trat ich für die Verpflichtung eines Amateurtrainers ein, der auf mein 4-4-2-Sytem schwört, und der es schafft, binnen kürzester Zeit den Nachwuchs an die Kampfmannschaft heranzuführen. Weil wir viele gute Leute verkauft haben, ist das der einzige gangbare Weg. Ich habe bereits zuvor viele junge Spieler eingebaut. Und dann wollte ich noch einen neuen Sportdirektor. Auch da war man im Prinzip auf einer Linie, zumindest hatte ich das Gefühl.

STANDARD: Sie haben immer wieder mit anderen Klubs verhandelt, hinterließen den Eindruck, vom GAK wegzuwollen. Auch das schien Harald Sükar gestört zu haben.
Schachner: Der Vorwurf stimmt zum Teil. Aber so ist das Geschäft. Ich habe ihm bereits im Sommer gesagt, dass ich, sollte ein gutes Angebot aus dem Ausland kommen, gehen möchte. Das ist durchaus legitim. Ich habe für den GAK ja sehr viel getan.

STANDARD: Aber Rapid Wien ist eindeutig nicht Ausland, zudem haben Sie Interesse am Teamchef-Posten bekundet.
Schachner: Rapid war nur ein Frühstück mit Sportdirektor Peter Schöttel. Mit dem ÖFB gab es gar keine Verhandlungen. Ich war beim GAK eigentlich ganz glücklich.

STANDARD: Kapitän Anton Ehmann sagte, die Trennung habe sich abgezeichnet. Er dachte aber, dass Sie einen Schlussstrich ziehen würden.
Schachner: Mit dieser Einschätzung irrt er. Ich wollte weiterarbeiten.

STANDARD: Sie hatten ein gutes Verhältnis zu Rudi Roth, dem Vorgänger von Sükar. Was unterscheidet die beiden?
Schachner: Nicht erklärbar, da liegen Welten dazwischen, das ist wie Tag und Nacht. Aber ich muss Sükar zugute halten, dass die finanzielle Lage nach der Übergabe vielleicht wirklich prekär war.

STANDARD: Man hat es offensichtlich nicht geschafft, aus den Erfolgen des Jahres 2004, dem Gewinn der Meisterschaft und des Cups, irgendeinen Nutzen zu ziehen?
Schachner: Das muss man trennen. Sportlich haben wir uns trotz der vielen Abgänge an der Spitze gehalten. Dafür bin ich verantwortlich. In meiner Zeit brachten wir immerhin 15 Teamspieler heraus. Fürs Wirtschaftliche bin ich nicht zuständig.

STANDARD: Hat der GAK eine Zukunft?
Schachner: Diese Frage stelle ich mir nicht, nicht mehr. Wir werden uns seriös trennen, ich habe dem Klub einiges zu verdanken, blicke ohne Zorn zurück. Jetzt geht es um mich. Ich habe vor, Chelsea und Arsenal aufzusuchen, um dort zu hospitieren. Ein Trainer muss sich weiterbilden.

STANDARD: Wie beurteilen Sie die Situation im österreichischen Fußball? Es gibt Red Bull Salzburg, die werfen mit Millionen um sich. Beim Rest gilt eher das Motto: Hauptsache billig. Schachner: Ich habe, sollte die Entwicklung so weitergehen, die Angst, dass Red Bull bald allein spielen wird. Den österreichischen Fußball bringt das nicht weiter. (Mit Walter Schachner sprach Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 11.1. 2006)