Österreich ist für Frankreich nicht nur ein Partner, sondern ein "Partner erster Bedeutung". So nette Worte hatte der Pariser Außenminister Philippe Douste-Blazy Dienstags für seine aus Wien angereiste Amtskollegin Ursula Plassnik parat, und letztere konnte dieses Kompliment nur zurückgeben – auf Französisch bien- sûr, also so, wie sich die beiden Chefdiplomaten auch unterhielten und gar duzten.

Die schlechten Erinnerungen an die "EU-Sanktionen" gegen Schwarz-Blau in Wien sind endgültig getilgt: "Wir arbeiten Hand in Hand", bekräftigte Plassnik. Gemeinsam ist den beiden Ländern insbesondere der Wunsch, nach dem französischen und holländischen Nein zur EU-Verfassung "das Vertrauen in Europa" (Plassnik) zu verstärken.

Nach Paris gekommen sei sie "zum Zuhören, Ausloten und zur Diskussion". Obwohl es vielleicht weniger zu hören gab als man hätte erwarten können: denn den "ehrgeizigen Vorschlägen" zu den EU- Institutionen, die Frankreichs Präsident Chirac im Dezember großspurig angekündigt hatte, war gestern bei seinem Neujahrsauftritt vor den französischen Diplomaten nichts zu hören.

Laut Pariser Zeitungen schwebte es Chirac unter anderem vor, Teile der Verfassung in Kraft zu setzen und umstrittene Klauseln fallen zu lassen. Doch dies scheint der deutschen Kanzlerin Angela Merkel nicht genehm.

Dafür regte Chirac gestern an, eine "Pioniergruppe" rund um die Euro-Staaten – also ohne Osteuropäer und Briten – sollte in gewissen Bereichen wie der inneren Sicherheit, der Außenpolitik und der Verteidigung schneller vorangehen.

Dazu vom STANDARD befragt, reagierte Plassnik reserviert: Kerngruppen wie zu Schengen oder dem Euro bestünden bereits; in die institutionelle Frage müssten hingegen alle Mitgliedstaaten einbezogen werden. (DER STANDARD, Print, 11.1.2006)