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Das Nicht-reden-Können über Gefühle sei ein Faktor...
Foto: APA/Roland Weihrauch
Wien - Gemeinsam sei männlichen Gewalttätern meist die Sprachlosigkeit, erläutert der Wiener Männerberater Thomas Fröhlich: Das "Nicht-reden-Können" über Gefühle - vor allem über negative. Hinter der ruhigen "typisch männlichen" Verhaltensfassade jedoch existierten Zorn, Ohnmacht und Angst weiter. "Das ist wie ein Schwelbrand. Und dann kommt es zur Explosion in Form von Gewalt."

Zu welchen Taten sie fähig sind, werde solchen Männern manchmal erst nach einer Gewaltexplosion klar: Das "Hoppala, was habe ich da getan?" könne Antrieb sein, um das Schweigen zu brechen - weiß der 41-jährige Sozialarbeiter und Mediator, der bei der Wiener Männerberatung unter anderem Täter betreut.

Im Zuge des "Reden-Wollens oder Reden-Müssens" - manche Klienten stehen unter behördlicher Therapieauflage - müssten dann "neue Verhaltensstrategien entwickelt werden". Die Männer müssten lernen, ihren Selbstwert woanders her zu beziehen als aus dem traditionellen Anspruch, ohne zu klagen eine Familie versorgen zu können.

Ein - so Fröhlich - "Gefühls-Super-GAU" hingegen habe sich wohl bei dem mutmaßlichen Mauerbacher Vierfachmörder ereignet. "Bei aller Vorsicht einer Beurteilung aus der Ferne" habe sich der Mann offenbar in große Abhängigkeiten verstrickt gesehen: keine Arbeit, zu wenig Geld, ein außer Kontrolle geratener Haushalt, der bevorstehende Auszug. "Und dann ist die graue, patriarchale Vorzeit in ihm hoch gestiegen", mutmaßt der Experte: der Wunsch nach totaler Kontrolle durch totale Zerstörung von Frau und Kindern. Dies "Affekthandlung" oder "Familientragödie" zu nennen sei unangebracht: "So eine Tat ist eine Botschaft des Täters." (DER STANDARD, Printausgabe 11.01.2006)