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Wunderbare Aussicht vom Start der klassischen Lauberhorn-Abfahrt auf die Eiger Nordwand.

Foto: REUTERS/Stefan Wermuth
Wengen - Das zweite und letzte Training für die Weltcup-Abfahrt der Herren in Wengen wurde am Donnerstag einmal mehr zum allgemeinen Wett-Bluffen bzw. -Bremsen. Alle Topfahrer wollten eine niedrige Nummer und daher eine Trainingsplatzierung knapp unter Rang 30 - Abfahrts-Weltcup-Sieger Michael Walchhofer löste zu diesem Zweck sogar am Start absichtlich zu früh die Zeit aus.

Super-Kombi am Freitag

Weitaus sportlicher wird es auf dem Lauberhorn am Freitag zugehen, das Rennwochenende wird mit der Super-Kombination eröffnet (Abfahrt 10:30, Slalom 13:30 Uhr). Die großen Favoriten sind dabei Gesamt-Weltcup-Leader Benjamin Raich und Gesamt-Weltcup-Titelverteidiger Bode Miller, der die Medienvertreter am Donnerstagnachmittag um 15:30 Uhr zu einer Pressekonferenz lud.

Am wenigsten gut gelang das Wettbremsen dem Trainingsschnellsten Erik Guay, hinter dem Kanadier (2:32,48 Minuten) folgten der Italiener Peter Fill (+0.38 Sekunden), der Steirer Klaus Kröll, US-Star Miller (jeweils 0,47) sowie der Salzburger Hermann Maier (0,63). Die "gewünschten" Platzierungen ergatterten hingegen andere Österreicher: Thomas Graggaber wurde 30. (Nummer 1), Fritz Strobl 29. (2), Michael Walchhofer 28. (3) und Benjamin Raich 26. (5).

Kollektives Kopfschütteln

Ganz im Gegensatz zu einem Weltcup-Rennen gab es nach der Wengen-Quali im Ziel kurioserweise bei den Schnellsten das Kopfschütteln. "Ich bin doch von oben bis unten locker gefahren", wusste Kröll nicht, warum er bester ÖSV-Läufer war. Schlussendlich konnte sich der 25-Jährige aber auch ein wenig freuen: "Auch wenn andere gebremst haben: Ich bin locker gefahren und Dritter geworden, das ist positiv."

Im Olympia-Rennen hat Kröll vier Abfahrten vor den Spielen übrigens derzeit gute Karten - der Head-Pilot würde nach heutigem Stand neben Strobl, Walchhofer und Maier zum Zug kommen. Krölls schärfste Konkurrenten sind Christoph Gruber und Andreas Schifferer. "Jetzt kommt die entscheidende Phase", weiß Kröll.

Maier hat zuwenig gebremst

Fast böse war der "Herminator" über seinen fünften Rang. "Ich kann um den Sieg mitfahren, aber mit der Startnummer wird es jetzt schwieriger." Allgemein zeigt die Formkurve von Maier in der Abfahrt nach oben. "Ich kriege das Ganze schön langsam besser in den Griff, habe neues Material probiert." In der Super-Kombi von Val d'Isere war Maier nach der Abfahrt ausgestiegen, in Wengen will er die Kombi in voller Länge absolvieren und auch den Tanz durch die Slalomtore wagen.

Raich begeisterter Super-Kombi-Favorit

2005 fand in Wengen die erste Super-Kombi der Weltcup-Geschichte statt, Raich war damals der gefeierte Premierensieger. Ein Jahr später gibt es die Neuauflage, diesmal jedoch in umgekehrter Reihenfolge (zuerst Abfahrt, dann Slalom). "Darüber braucht man gar nicht viel diskutieren, die Reihenfolge ist egal. Ich finde den Bewerb einfach super", brach Raich eine Lanze für die gelungene Neueinführung der FIS.

Dass er erneut zum Favoritenkreis gehört, weiß Raich, in der Abfahrt will sich der Tiroler aber im Vergleich zu den Trainings deutlich steigern. "Da ist noch viel Zeit drinnen, ich kann mich noch steigern." In den Probeläufen war Raich 33. und 26. Deshalb würde der 27-Jährige am Samstag die günstige Startnummer fünf haben - ein gutes Argument, um die "Königsdisziplin" doch in Angriff zu nehmen. Raich: "So wie es im Moment aussieht, werde ich auch die Abfahrt bestreiten."

Walchhofer gehandicapt

Ganz sicher beide Bewerbe wird Michael Walchhofer bestreiten. "Ich fühle mich nicht ganz in Form, aber es wird von Tag zu Tag besser", meinte der Salzburger, der nach wie vor durch eine Viruserkrankung gehandicapt ist. "Die macht mir noch immer zu schaffen, in der Früh bin ich wackelig auf den Beinen, ich spüre den Kreislauf." Dass er die Zeit am Start zu früh auslöste, bezeichnete der Salzburger grinsend als "Missgeschick".

Für den Sieg am Samstag kommen laut Walchhofer "eine Hand voll Fahrer" in Frage, neben ihm selbst sind dies Strobl, Miller, Maier und Marco Büchel. Rainer Schönfelder wird am Samstag in Wengen seinem Ruf als absoluter Showman nachkommen, bei der Nummernauslosung für den Slalom wird er ein Schweizer Volkslied in original "Schwyzerdütsch" zum Besten geben. (APA)

Ergebnisse vom Abschluss-Training für die Herren-Abfahrt (Samstag, 12.30 Uhr/live ORF1) in Wengen vom Donnerstag:

 1. Erik Guay (CAN)             2:32,48 
 2. Peter Fill (ITA)            +  0,38
 3. Klaus Kröll (AUT)              0,47
  . Bode Miller (AUT)              0,47
 5. Hermann Maier (AUT)            0,63
 6. Marco Büchel (LIE)             0,65
 7. Kjetil-Andre Aamodt (NOR)      0,66
 8. Alessandro Fattori (ITA)       0,81
 9. Yannick Bertrand (FRA)         0,90
10. Andreas Schifferer (AUT)       1,01
11. Hannes Reichelt (AUT)          1,03
12. Bruno Kernen (SUI)             1,04
13. Kristian Ghedina (ITA)         1,20
14. Marc Bottollier-Lasquin (FRA)  1,37
15. Daron Rahlves (USA)            1,38
    weiter:
21. Christoph Gruber (AUT)         1,83
26. Benjamin Raich (AUT)           2,15
28. Michael Walchhofer (AUT)       2,43
29. Fritz Strobl (AUT)             2,51
30. Thomas Graggaber (AUT)         2,55
31. Andreas Buder (AUT)            2,56

Ergebnisse vom ersten Training:

 1. Fritz Strobl (AUT)        2:30,79 
 2. Marco Büchel (LIE)         + 0,10 
 3. Kristian Ghedina (ITA)       0,17
 4. Hermann Maier (AUT)          0,21
 5. Bode Miller (USA)            0,27
 6. Bruno Kernen (SUI)           0,66
 7. Michael Walchhofer (AUT)     0,67
 8. Ambrosi Hoffmann (SUI)       0,88
 9. Daron Rahlves (USA)          1,38
10. Christoph Gruber (AUT)       1,53
11. Andreas Schifferer (AUT)     1,55
12. Klaus Kröll (AUT)            1,61
    weiter:
27. Hannes Reichelt (AUT)        3,67
28. Thomas Graggaber (AUT)       3,75
33. Benjamin Raich (AUT)         4,05
41. Georg Streitberger (AUT)     4,86
48. Andreas Buder (AUT)          5,45
67. Mario Matt (AUT)             7,28
77. Matthias Lanzinger (AUT)     8,21
81. Rainer Schönfelder (AUT)     9,21