derStandard.at: Sie bieten über www.ausmusterung.com auch für österreichische Kunden einen Service an, mit dem Sie Wehrdienstpflichtige dabei helfen, "ihre Untauglichkeit zu erkennen". Wie funktioniert das?

Zickenrott: Natürlich gehen wir grundsätzlich davon aus, dass jeder der sich an uns wendet, untauglich ist. Dann werden die "erkannten" Krankheiten bzw. Symptome bei diversen Arztbesuchen zur Sprache gebracht, behandelt und per Attest oder Gutachten bescheinigt und anschließend bei der Stellung oder Nachstellung (Nachmusterung) vorgelegt.

Wir arbeiten ausschließlich mit Erkrankungen oder Störungen aus dem seelischen Bereich, so dass die für die Ableistung des Militärdienstes notwendige seelische Belastbarkeit nicht gegeben ist oder der Betroffene aufgrund seiner Erkrankungen oder Störungen nicht in der Lage ist, mit anderen zusammen in militärischer Gemeinschaft zusammenzuleben.

derStandard.at: Was kostet Ihre Beratung?

Zickenrott: Die komplette Dienstleistung, die aus dem Buch "Anti-Wehrdienst-Report", unbegrenzt vielen Beratungsgesprächen sowie dem Briefmusterservice für evtl. anfallenden Schriftverkehr mit den Behörden besteht, kostet 280 Euro.

derStandard.at: Warum bieten Sie die "Ausmusterung" an?

Zickenrott: Weil meiner Meinung nach jedem Menschen ein Mittel an die Hand gegeben werden muss, sich dem "Wahnsinn Militär" individuell zu entziehen. Nicht von jedem kann erwartet werden, dass er bereit ist, die rechtlichen Konsequenzen einer Totalverweigerung zu tragen. Kriege sind nur möglich, weil junge Männer der militärischen Manipulation ausgesetzt und zu Befehlsempfängern gemacht werden. Jedem von ihnen wird eingeredet, dass nur er für "die gerechte Sache" kämpft, egal auf welcher Seite er steht.

derStandard.at: Ist Ihr Service legal?

Zickenrott: Wäre er es nicht, könnte ich Ihn kaum seit nunmehr 16 Jahren erfolgreich anbieten.

derStandard.at: Wieviele Kunden haben bzw. hatten Sie aus Österreich?

Zickenrott: Noch zu wenig, einige Hundert vielleicht. Meine Dienstleistung ist in Österreich leider noch nicht so bekannt wie hier in Deutschland.

derStandard.at: Wie hoch ist die Erfolgsquote?

Zickenrott: Definitiv 100 Prozent. Wer sich von mir helfen lässt, leistet keinen Militär- oder Zivildienst. Wenn er erst als bereits Dienstleistender zu mir kommt, beendet er seinen Dienst innerhalb kürzester Zeit.

derStandard.at: Können Sie uns Fallbeispiele aus Österreich nennen?

Zickenrott: Natürlich. So gibt es beispielsweise einen jungen Mann, der nach der Lektüre meines Buches feststellte, dass er an einer bestimmten Parasomnie leidet. Bei der Stellung legte er das fachärztliche Attest vor und berichtete über seine nächtlichen Schreiattacken und auch darüber, in wie weit er damit sozial gehandicapt ist (Kein Campingurlaub mit Freunden möglich, etc.). Er wurde zunächst für ein Jahr zurückgestellt und dann bei der Nachuntersuchung ganz ausgemustert.

derStandard.at: Was sind die häufigsten Krankheitsursachen, die Sie Ihren Kunden empfehlen, um nicht beim Bundesheer antreten zu müssen?

Zickenrott: Nochmals: Ich "empfehle" keine Krankheitsursachen. Meine Kunden stellen bei der Lektüre meines Buches – welches so geschrieben ist, dass sich jeder irgendwo darin wiederfindet – fest, wie krank sie tatsächlich sind, auch wenn sie dies möglicherweise bislang noch nicht gemerkt hatten. Dabei handelt es sich immer um seelische Krankheiten oder Störungen. Die Bandbreite ist riesig. Depressionen, diverse Ängste, Zwangsstörungen, Borderlinesyndrom, Parasomnien, sexuelle Deviationen usw. Jedenfalls immer Erkrankungen ohne sogenannte "objektive Befunde" wie z.B. Röntgenbilder.

derStandard.at: Hatten Sie schon Probleme mit dem österreichischen bzw. deutschen Heer, die sich über Ihren Service beschwert haben?

Zickenrott: Mit den österreichischen Behörden noch nicht, mit den deutschen zur Genüge. Es ist aber auch kein Wunder, dass das Verteidigungsministerium sauer auf mich ist. Strafrechtlich konnte man mir bislang nichts anhaben und auch der Bundestag hat sich im Rahmen einer parlamentarischen Anfrage mit meiner Arbeit befasst und festgestellt: Dem Zickenrott können wir mit den Mitteln des Strafrechtes nicht beikommen.