Wien - Gemäß Bundesgesetz über die Rückgabe von Kunstgegenständen aus den Österreichischen Bundesmuseen und Sammlungen hat das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur nun seinen sechsten jährlichen Restitutionsbericht vorgelegt. Er umfasst 48 Seiten und gibt einen Überblick über den gegenwärtigen Stand der Provenienzforschung der Museen. Bei der noch zu leistenden Arbeit sei der "Zeithorizont schwer kalkulierbar", heißt es, als "weitgehend abgeschlossen" könne die Provenienzforschung lediglich im Bundesmobiliendepot und in der Österreichischen Nationalbibliothek gelten.

Web-Seite angekündigt

Die Arbeit der Kommission für Provenienzforschung sei zuletzt "vom plötzlichen Tode ihres Begründers und langjährigen Vorsitzenden, Hofrat Univ.-Prof. Dr. Ernst Bacher im April 2005 überschattet" gewesen, heißt es in dem auf der Parlaments-Homepage abrufbaren Bericht, der im Kulturausschuss behandelt werden wird.

Ein zusammenfassender Bericht über die Provenienzforschung werde ebenso vorbereitet wie die Einrichtung einer Datenbank zur Identifizierung bedenklicher Objekte oder die Präsentation der Kommissionsarbeit auf einer eigenen Web-Site, "nicht zuletzt wegen des Problems der so genannten 'erblosen Kunstgegenstände'".

Berichtszeitraum 2004

Im Berichtszeitraum 2004 wurden vor allem Gegenstände und Bücher aus dem Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek restituiert (etwa an die Erben nach Otto Bauer, Richard Beer-Hofmann, Erich Wolfgang Korngold). An die Erben nach Heinrich Rieger ging die "Wiesenlandschaft mit Häusern" von Egon Schiele aus der Österreichischen Galerie Belvedere.

Keine Rückgabe wurde bei einem in der Albertina befindlichen Fendi-Album mit Zeichnungen und Aquarellen sowie bei in der Nationalbibliothek befindlichen Fotografien aus dem Atelier Willinger ausgesprochen, bei zwei von den Erben nach Ferdinand Bloch-Bauer beanspruchten Marmorskulpturen von Georg Minne, die sich in der Österreichischen Galerie befinden, werden weitere Recherchen angestellt.

Ankäufe aus fragwürdigem Kunsthandel

In der Albertina sei künftig vor allem die Prüfung aller Ankäufe fortzusetzen, die zwischen 1938 und 1945 aus dem Kunsthandel (etwa aus dem Dorotheum, dem Auktionshaus Weymüller sowie von und über den Salzburger Kunsthändler Friedrich Welz) getätigt wurden. Im Österreichischen Theatermuseum müssen mehrere tausend Objekte noch überprüft werden. Im Technischen Museum hat man bis jetzt 134 Bücher und Zeitschriftenbände aus dem Bestand der Bibliothek als mögliche Restitutionsfälle identifiziert, ein weiteres Arbeitsprogramm ist derzeit in Ausarbeitung. Im Kunsthistorischen Museum werde eine Überarbeitung des 1998 vorgelegten Berichts notwendig sein, heißt es. Im MAK soll vor allem die bisher geleistete Arbeit besser vernetzt werden, um für weitere Forschungen und Nachfragen bessere Bedingungen zu schaffen.

Akten "nur noch fragmentarisch"

Schwerpunkte der künftigen Provenienzforschung im Völkerkunde-Museum bilden u.a. die Ethnographische Sammlung von Friedrich Wolf Knitze, der Bestand der von Anton und Walter Exner gekauften bzw. dem Museum geschenkten Objekte sowie die Überprüfung der Fotosammlung und der Bibliothek. Im Museum Moderner Kunst werden derzeit vor allem 41 Werke, die 1978 als Schenkung in das Museum gelangt sind und für die Angaben zur Provenienz bisher nicht zu erhalten waren, überprüft. Besonders schwierig erwies sich bisher die Arbeit im Naturhistorischen Museum, da früher einzelne Abteilungen selbstständig Erwerbungen durchführten und Akten aus der fraglichen Zeit "nur noch fragmentarisch vorhanden" sind. In der Österreichischen Galerie Belvedere ist die Erstellung einer museumsinternen Datenbank bedenklicher Erwerbungen im Laufen.

Ein Ende scheint derzeit noch nicht absehbar: "Die nach wie vor laufende Erschließung des vorhandenen Archivmaterials (Depot- und Bergungsmaterial, 'Kunstmuseum Linz', Bergung Alt Aussee, personenbezogenes Material, Ausfuhrdokumente etc.) wird noch mit beträchtlichem Arbeitsaufwand verbunden sein und stellt eine zentrale Aufgabe dar", heißt es. (APA)