Nach dem Vorfall hat in der arabischen Welt nun die Ursachenforschung begonnen. Die saudiarabische Führung wies jede Verantwortung für die Panik auf der Brücke von sich und beklagte indirekt die Disziplinlosigkeit der Pilger.
Das Gesundheitsministerium in Riad erklärte unterdessen, von den insgesamt 289 Verletzten hätten sich am Freitag noch 45 in den staatlichen Krankenhäusern aufgehalten. Etwa 100 der Verletzten seien Ägypter. Die Zahl der Toten erhöhte sich laut Ministerium auf 363. Nach offiziellen Angaben war es am Donnerstag nach dem Mittagsgebet zu der Massenpanik gekommen, weil einige Pilger auf dem Weg zu der symbolischen Steinigung des Teufels über schwere Gepäckstücke gestolpert und dann von den nachrückenden Gläubigen niedergetrampelt worden waren.
"Keine Sicherheit und keine Ordnung"
Die unabhängige ägyptische Tageszeitung "Al-Masry al-Yom" berichtete am Freitag unter der Überschrift "Keine Sicherheit und keine Ordnung" über die Katastrophe vom Vortag. Saudiarabische Medien eröffneten eine Debatte darüber, ob die heiligen Stätten des Islam in Mekka, Mena und Musdalifa nicht mit einem Eisenbahnnetz verbunden werden sollten, um die Pilger so künftig sicher zu transportieren.
Der saudiarabische Innenminister Prinz Naif stellte sich derweil vor die Sicherheitskräfte. Diese hätten keine Fehler gemacht und viele andere Unfälle in Mekka verhindert, "doch das von Gott bestimmte Schicksal steht über allem". Gegen Gottes Willen sei der Mensch machtlos. Der Prinz rief die islamischen Religionsgelehrten auf, die religiösen Texte zu studieren, um zu sehen, ob es nicht möglich wäre, das alljährliche Gedränge beim "Hadsch" zu verhindern, indem man den Zeitraum, der den Pilgern für ihre Rituale bleibt, verlängert.
Wichtige Einnahmequelle
Außerdem sollten sich die Pilger vernünftiger verhalten, sagte er. Sie sollten ferner schon vor ihrer Abreise in den Heimatländern über die Regeln des "Hadsch" aufgeklärt werden. Er gehe davon aus, dass die Zahl der Muslime, die nach Mekka pilgern, aber auch in den kommenden Jahren weiter zunehmen werde.