Kein Streit
Einen Streit über die Aufstellung von zwei- oder sogar einsprachigen Ortstafeln in der Minderheitssprache gab es mit den an bestimmten Küstenstrichen konzentrierten Finnlandschweden ebenso wenig wie mit den Sami in Nordfinnland. Letztere haben allerdings insgesamt wesentlich weniger weit gehende Rechte als die Finnlandschweden.
Das Sprachengesetz (ursprünglich von 1922, seither drei Mal novelliert, Anm.) sieht für die Gegenden mit schwedischsprachiger Minderheit vor, dass in Gemeinden ab einem Anteil von acht Prozent oder mindestens 3.000 Einwohnern der jeweils anderen Volksgruppe zweisprachige Ortstafeln und Straßenbezeichnungen anzubringen sind. Darüber hinaus garantiert das Gesetz auch der langsam kleiner werdenden Volksgruppe einen gewissen Bestandschutz der zweisprachigen Ortstafeln, weil die Zweisprachigkeit einer Gemeinde erst wegfällt, wenn der Anteil der Minderheitsbevölkerung unter sechs Prozent, respektive 3.000 Einwohner gesunken ist.
Mehrheit entscheidet
In Gemeinden, wo die Finnlandschweden in der Mehrheit sind, scheint der schwedische Name zuoberst auf, sonst der finnische Name. Der Sprachen-Status der Gemeinden wird alle zehn Jahre überarbeitet, das nächste Mal 2012. Derzeit sind von insgesamt 446 Kommunen in Finnland 44 zweisprachig und 19 einsprachig schwedisch. 16 davon liegen auf den autonomen Aland-Inseln, die laut Verfassung als einsprachig gelten und einen noch weiter gehenden Sonderstatus besitzen.
Keine Spannungen
Spannungen zwischen den Volksgruppen gibt es heutzutage so gut wie keine. Zwar gibt es immer wieder politische Bestrebungen, das "Zwangsschwedische" an den Schulen einzuschränken oder ganz abzuschaffen, im konsensorientierten Finnland wird die historisch bedeutsame zweisprachige Identität in der Regel sogar hervorgehoben. Immer mehr gemischtsprachige Eltern, oft sogar rein finnische Paare, schicken ihre Kinder in schwedische Schulen - wo selbstverständlich auch beide Sprachen unterrichtet werden.
Folktinget
Der Chefin des "Folktinget", der Interessensvertretung der Finnlandschweden, Parlamentsabgeordnete Astrid Thors, meint, dass das finnlandschwedische Modell prinzipiell auch anderswo funktionieren würde. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Menschen volles Vertrauen in die staatlichen Behörden hätten und sich daher ohne Bedenken zu ihrer sprachlichen Identität bekennen könnten. Dies sei anderswo in Europa nicht immer der Fall. Außerdem hält es die Politikerin für "ziemlich wichtig", dass im ganzen Land Respekt für die kleinere Volksgruppe herrsche. Über die Situation in Kärnten sei sie im Detail zu wenig unterrichtet, als dass sie darüber ein Urteil abgeben könne, so Thors im Gespräch mit der APA.