Wien - Die börsenotierte Feuerfest-Gruppe RHI verkauft den Dämmstoffproduzenten Heraklith an zwei Unternehmen der Knauf Gruppe - zu einem besseren Preis als von den Branchenbeobachtern erwartet. Knauf berappt für das entschuldete Unternehmen 230 Mio. Euro, der Buchgewinn, der sich 2006 aus der Transaktion ergeben soll, liegt bei 60 Mio. Euro, teilte RHI am Freitag mit.

Schulden abgebaut

Die Netto-Bankverbindlichkeiten im RHI-Konzern reduzieren sich durch den Verkauf von derzeit 650 Mio. Euro auf unter 430 Mio. Euro. Zu Beginn der Restrukturierung Anfang 2002 hatten sie noch rund 1 Milliarde Euro betragen. RHI wolle den "gewonnenen finanziellen Spielraum zum konsequenten Ausbau des weltweiten Feuerfestgeschäftes nutzen" , kündigte der Feuerfestproduzent an. Hier böten sich auf der Rohstoff- und Marktseite gute Chancen, die Marktposition und die Ertragsstärke von RHI Refractories in den nächsten Jahren nachhaltig zu erweitern, hieß es.

Analysten waren im Vorfeld des Verkaufs von einem Verkaufserlös von rund 200 Mio. Euro und einem Buchgewinn von etwa 40 Mio. Euro ausgegangen. Der nun erzielte Preis liegt deutlich über diesen Schätzungen. Der erzielte Kaufpreis "reflektiert die wesentlich besser als erwartete Ertragsentwicklung der Heraklith Gruppe 2005", begründet die Verkäuferin den attraktiven Erlös.

Welche Firmen des deutschen Baustoffkonzerns Knauf das Dämmstoffunternehmen erwerben, teilte die RHI nicht mit - da dies "dem Käufer obliegt".

"Gips-Barone" mit 130 Standorten

Die deutsche Knauf-Gruppe wurden 1932 gegründet. Die deutschen "Gips-Barone" betreiben heute mehr als 130 Produktionsstandorte in über 35 Ländern. Dazu kommen noch mehrere Dutzend Rohstoffabbau-Stätten. Im Geschäftsjahr 2004 machten mehr als 18.500 Mitarbeiter 3,5 Mrd. Euro Umsatz, für 2005 wurden rund 4 Mrd. Euro erwartet. Etwa 80 Prozent des Geschäfts von Knauf wird im Ausland erwirtschaftet.

Seit Ende der 90er Jahre werden Werke auch in Asien betrieben. Die Russland-Geschäfte laufen nach eigenen Angaben ebenfalls hervorragend, dort ist Knauf Marktführer und nach dem Elektronikriesen Siemens der zweitgrößte deutsche Investor.

Der Knauf-Konzern ist nach wie vor eine Familiengesellschaft. Sitz des Gips- und Baustoffimperiums ist Iphofen in Unterfranken in Deutschland. Seit ein paar Jahren wird intensiv am Aufbau von Werken auch im südamerikanischen Markt gearbeitet. Neben Gips und ähnlichen Produkten stellt Knauf an vier Standorten in den USA Dämm- und Isolierstoffe her.

Restrukturierung abgeschlossen

Mit dem Verkauf der Heraklith-Gruppe schließe die RHI "ihre im Jahr 2002 begonnene Restrukturierung des Konzernportfolios erfolgreich" ab, erklärt das Unternehmen nun. Die RHI will sich zukünftig ausschließlich auf den Ausbau ihrer Weltmarktführer-Rolle im Kerngeschäft Feuerfest unter der Dachmarke "RHI Refractories" konzentrieren.

Der Verkaufsprozess war seit September gelaufen, zuletzt waren noch fünf Interessenten - allesamt große Player aus der Baustoffindustrie - übrig geblieben. Im Konzern galt die Heraklith-Gruppe, die für gut ein Sechstel des RHI-Gesamtumsatzes (2004: 1,3 Mrd. Euro) steht, noch vor wenigen Jahren als Sorgenkind. Heute wird dem mit Zentral- und Osteuropa stark verflochtenen Unternehmen aber bescheinigt, wirtschaftlich wieder gut aufgestellt zu sein.

Kartellbehörden müssen erst zustimmen

Die Heraklith-Gruppe beschäftigt derzeit etwa 2.2000 Mitarbeiter. Sie weist einen Schuldenstand von rund 125 Mio. Euro auf.

Der Verkauf steht noch unter dem Vorbehalt einer Zustimmung der Kartellbehörden und anderen Bedingungen. Bis gegen 16.00 Uhr legte das an der Wiener Börse notierte Papier um 1,16 Prozent auf 21,75 Euro zu. Das Papier hatte nach einer Gewinnwarnung vor wenigen Tagen deutlich verloren gehabt. (APA)