Washington/New York/Wien - Der Atomstreit mit dem Iran muss nach den Worten von US-Präsident George W. Bush diplomatisch gelöst werden. Iranische Nuklearwaffen wären eine "gravierende Gefahr für die Sicherheit in der Welt", betonte der US-Präsident am Freitag in Washington weiter.

US-Außenministerin Condoleezza Rice verstärkte am Freitag die diplomatischen Bemühungen, um im Weltsicherheitsrat eine einheitliche Linie gegen den Iran zu finden. Sie telefonierte unter anderem mit dem chinesischen Außenminister Li Zhaoxing und den brasilianischen Außenminister Celso Amorim, sagte ihr Sprecher Sean McCormack. Mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow habe sie sich schon im Laufe der Woche verständigt.

"Militärisches Vorgehen außer Frage"

Der EU-Koordinator für Außen- und Sicherheitspolitik, Javier Solana, lehnt eine militärische Lösung kategorisch ab. "Ein militärisches Vorgehen gegen den Iran steht außer Frage", sagte Solana der "Bild am Sonntag". Die Entscheidung der Europäer, den UN- Sicherheitsrat anzurufen, bedeute "keineswegs ein Ende der Verhandlungen". "Im Gegenteil, wir favorisieren weiterhin eine diplomatische Lösung. Doch ist es nun an der Regierung in Teheran, uns ihr Entgegenkommen zu signalisieren." Über mögliche Sanktionen wollte sich Solana nicht äußern.

UN-Generalsekretär Kofi Annan appellierte unterdessen an den Iran, seine "Verpflichtungen gegenüber der Internationalen Atomenergiebehörde zu respektieren". Auf den Atomstreit mit Iran angesprochen, sagte er am Freitag in New York weiter: "Sie (die Iraner) mögen auf ihre Rechte pochen, aber sie müssen auch ihre Verpflichtungen erfüllen."

Der Iran plant nach dem Bruch der Siegel an dem Atomzentrum Natans nach Teheraner Angaben keine Urananreicherung zur Herstellung kommerziellen Uranbrennstoffs. Vorgesehen seien lediglich Experimente zu Forschungszwecken mit kleinen Mengen, sagte der iranische Botschafter bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA/IAEO), Ali Soltanije, am Freitag vor Journalisten. Soltanije warnte zugleich, dass seine Regierung durch eine Entscheidung des Parlaments zum Ausstieg aus dem Zusatzprotokoll zum Atomsperrvertrag und dem freiwilligen Verzicht auf Urananreicherung gezwungen wäre, falls die EU den Iran vor den Sicherheitsrat in New York bringe.

Ungeachtet ihrer Drohung mit dem UN-Sicherheitsrat setzen die Europäer im Atomstreit mit dem Iran weiter auf die Diplomatie. Der deutsche Außenamtssprecher Martin Jäger sagte am Freitag in Berlin, von europäischer Seite gebe es weiter die Bereitschaft, mit Teheran über eine Lösung zu sprechen. In Paris hieß es dazu, Frankreich halte es für "verfrüht", im jetzigen Stadium des Atomstreits über mögliche Sanktionen zu sprechen. Der britische Außenminister Jack Straw sagte, UN-Sanktionen seien eine Option, doch zuvor müssten andere Mittel der Druckausübung versucht werden. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinejad kündigte inzwischen an, sein Land werde sein Atomprogramm trotz der westlichen Drohungen fortsetzen.

Anfang kommender Woche sollen in London Gespräche von Vertretern der EU, der USA, Russlands und Chinas über das weitere Vorgehen im Atomstreit mit dem Iran stattfinden.

Der Westen will den Iran dazu bringen, auf die Anreicherung von Uran zu verzichten, weil mit hoch angereichertem Uran Atomwaffen hergestellt werden könnten. Teheran, das in dieser Woche drei Atomanlagen wieder in Betrieb genommen hat, besteht jedoch auf seinem international verbrieften Recht. Der iranische Außenminister Manuchehr Mottaki drohte am Freitag damit, die Zusammenarbeit mit der IAEA aufzukündigen, falls der Iran vor den Weltsicherheitsrat gebracht werde. Man erwäge in diesem Fall sogar den Ausstieg aus dem Atomwaffensperrvertrag. (APA/dpa)