Peking - Wegen umstrittener Enteignungen ist es im Süden Chinas zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Dorfbewohnern und Polizisten gekommen. Nach tagelangen Spannungen sei der Konflikt am Samstag eskaliert, berichteten Bewohner des Dorfes Panlong in der Provinz Guangdong. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt und in der mehrere tausend Menschen zählenden Menge wahllos mit elektrischen Schlagstöcken um sich geschlagen.

"Die Polizisten haben jeden verprügelt"

Ein Augenzeuge berichtete: "Die Polizisten haben jeden verprügelt, den sie kriegen konnten." Ein derart gewalttätiges Vorgehen habe er seit dem Massaker vom Platz des Himmlischen Friedens in Peking im Juni 1989 nicht erlebt.

Den Berichten zufolge wurden mehr als 30 Demonstranten verletzt und in Krankenhäuser gebracht. Ein Mitarbeiter der Volksklinik in Sanjiao bestätigte telefonisch, dass Verletzte aus Panlong behandelt würden. Nach der Frage, wie viele Verwundete eingeliefert wurden, legte er den Hörer kommentarlos auf. Die örtliche Polizei räumte ein, dass es seit Mittwoch Protestaktionen gebe, wollte aber keine Details preisgeben. Nach Augenzeugenberichten riegelten Beamte das Dorf ab, Außenstehende dürfen es nicht betreten.

Enteignungen

Die Demonstranten werfen Beamten und Funktionären vor, willkürlich Land zu enteignen, an Unternehmen weiterzuverkaufen und den Gewinn selbst einzustreichen. Ein Dorfbewohner sagte: "Die Leute hier sind so zornig. Die Menschen haben kaum genug zum Leben, und die Funktionäre horten Millionen von Yuan auf ihren Konten."

In jüngster Zeit häufen sich Berichte über verzweifelte Proteste von Bauern und Dorfbewohnern in der Volksrepublik, die sich von Behörden und Funktionären ungerecht behandelt fühlen. Erst vor wenigen Tagen waren Bewohner des Dorfs Fengzhuang in der Provinz Fujian nach Peking gereist, um der Regierung eine Petition gegen willkürliche Enteignungen zu überreichen. Im Dezember räumten die Behörden ein, dass bei Protesten in einem Dorf in Guangdong drei Demonstranten getötet wurden. Augenzeugen sprachen damals von 30 Toten. Auch hier war es um Enteignungen und Unmut über korrupte Funktionäre gegangen. (APA/AFP)