Damit der langjährige ÖVP- und ORF-Funktionär Kurt Bergmann doch in den Stiftungsrat kommt, droht dem ORF-Publikumsrat eine neuerliche Verschiebung. Die reguläre Funktionsperiode des Gremiums endete mit Neujahr, am 2. Februar sollte er sich neu konstituieren.

Bergmann führte im Herbst einen aufwändigen Wahlkampf, um in den Publikumsrat zu gelangen. Doch die SPÖ und ihre Mitstreiter faxten freilich mehr Stimmzettel.

Nun zog der 70-Jährige seine Nominierung für den Publikumsrat zurück, damit er auf einem Mandat der Regierung in den ungleich mächtigeren Stiftungsrat kommt (DER STANDARD berichtete).

"Das hätte er den Wählern schon sagen sollen, als er im Herbst um einen Sitz im Publikumsrat wahlkämpfte", kritisiert SP-Stiftungsrat Karl Krammer. Bergmann hat damals durchaus erklärt, dass er auch in den Stiftungsrat will. Wie wenig ihm am Publikumsrat liegt, machte er im Wahlkampf nicht klar, kritisiert Krammer.

Weil Bergmann nun zurückzog, holt der Kanzler bis 24. Jänner neue Nominierungen von Seniorenverbänden für den Publikumsrat ein. Neben den sechs direkt gewählten und zwölf von Kammern, Kirchen und Parteiorganisationen bestimmten Publikumsräten kann der sich der Regierungschef alleine aussuchen, welche Autofahrerklubs oder Wissenschafter 17 weitere Mandate dort bekommen.

Verzögerung erwartet

Die ORF-Administration zweifelt wegen der Nachnominierung schon, dass sich das Gremium wie geplant am 2. Februar konstituieren kann.

Bis 27. Februar sollte sich das ausgehen: Dann erst soll sich der Stiftungsrat konstituieren, in den der Publikumsrat sechs Vertreter entsendet. Bis dahin ringt die ÖVP mit dem BZÖ um mehr schwarze Regierungsstiftungsräte.

Aus rein machtpolitischen Interessen verzögere die VP über Monate, dass sich das wichtigste Aufsichtsgremium des ORF neu konstituiert, protestiert Krammer. (fid/DER STANDARD, Printausgabe, 16.1.2006)