IT-Business
Siemens will Chinesen das Fernsehen über Internet ins Haus liefern
Demnächst startet IPTV-Feldversuch für bis zu 10.000 Haushalte
Der deutsche Elektrokonzern Siemens
setzt auf dem
zweitgrößten Internet-Markt der Welt in China auf Fernsehen aus dem
Netz. Mega-Ereignisse wie die Olympischen Spiele im Jahr 2008 sollen
in China die Verbreitung des Internet-Fernsehens vorantreiben und
neue Einnahmequellen für die Telekommunikationsbranche schaffen.
Anfänge
Gemeinsam mit dem Netzbetreiber Shanghai Telekom und dem
Inhalteanbieter Shanghai Media Group (SMG) will Siemens in den
kommenden Monaten die ersten 5.000 bis 10.000 Haushalte in der
ostchinesischen Hafenmetropole Shanghai mit IPTV versorgen, wie
Norbert Muhrer von Siemens Communications sagte.
In der Startphase kostet das Fernsehpaket die Abonnenten 30 Yuan
(Renminbi) pro Monat, umgerechnet rund drei Euro. Langfristig wollen
Netzbetreiber wie Shanghai Telekom mit IPTV sinkende Einnahmen aus
ihrem traditionellen Telefongeschäft ausgleichen. Bis Ende 2007
sollen nach Prognosen der Partner bereits 4,5 Mio. chinesische
Haushalte das Internet-Fernsehen nutzen.
Investitionen
Die allgemein als fernsehbegeistert bekannten Chinesen sollen rund
231 Mio. Dollar (192 Mio. Euro) in die Set-Top Boxen investieren, mit
denen sich Digitalfernsehen mit herkömmlichen Fernsehgeräten
empfangen lässt. Siemens geht davon aus, dass bis Ende des Jahrzehnts
im globalen Vergleich bereits jeder vierte von ihnen vor einem
IP-Fernseher sitzen wird.
Internet-Protokoll-Fernsehen oder kurz IPTV steht für die digitale
Übertragung von Fernsehprogrammen, Filmen, Spielen, Video-on-Demand
und Videotelefonie. Auf Grund der hohen Datenrate erfordert IPTV
neben neuen Kompressionsmethoden vor allem Breitbandanschlüsse. In
China gibt es den Unternehmenszahlen zufolge neben 360 Mio.
Fernsehnutzern inzwischen rund 25 Mio. Breitbandnutzer. Nach
Schätzungen zählt China gegenwärtig bereits 120 Mio.
Internet-Benutzer. Experten glauben, dass China die USA als größten
Online-Markt in fünf Jahren überholt haben könnte.
Test
Das Shanghaier Projekt Internetfernsehen, für das Siemens
Communications die Netzwerktechnologie liefert, lief seit August
schon im Testbetrieb. Zur gleichen Zeit hatte auch der französische
Telekommunikationskonzern Alcatel mit der Shanghai Media Group ein
IPTV-Labor eingerichtet, um die Verbreitung von IPTV-Diensten in
China voranzutreiben. Inzwischen gebe es lange Wartelisten für ein
Abonnement, bestätigt Muhrer von Siemens.
Im zweiten Schritt sollen Angebote für einzelne Zielgruppen wie
beispielsweise Ausländer in der Hafenmetropole sowie
Bildungseinrichtungen und Unternehmen erarbeitet werden. "Die
Stadtregierung Shanghai hat bereits angefragt und will IPTV für ein
eigenes Community-Informationsnetz nutzen", sagt Muhrer.
Content
Die Inhalte werden von der Shanghai Media Group geliefert, einem
Medienkonzern, der zur Shanghai Media & Entertainment Group gehört.
"Inhalte sind in China natürlich ein besonderes Thema. Alles, was an
Informationsinhalten über das Netz geht, ist daher innerhalb der
rechtlichen Regelungen in China zu behandeln", sagt Muhrer zur Zensur
der chinesischen Behörden. "Es gibt natürlich auch Inhalte, die nicht
darunter fallen, wie Spiele oder Sportkanäle." Unter anderem habe
bereits der führende chinesische Online-Spieleanbieter Shanda in
Shanghai Interesse an dem IPTV-Plan gezeigt. (APA)