Hamburg/London - Indirekte Drohungen Irans im Streit um sein Atomprogramm haben den Ölpreis am Montag deutlich in die Höhe getrieben. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete 63,18 Dollar und damit 92 Cent mehr als zum Handelsschluss am Freitag. Damit ist der Brent-Ölpreis im laufenden Jahr bereits um etwa vier Dollar gestiegen. Im Herbst 2005 hatten die Wirbelstürme in den USA den Brent-Ölpreis auf ein Rekordniveau von knapp 69 Dollar getrieben.

Im Atomkonflikt mit dem Westen hat die Führung in Teheran indirekt mit einer Erhöhung der Ölpreise gedroht. Sanktionen gegen sein Land könnten zu einer Krise führen, sagte Finanzminister Dawud Danesch-Dschafari am Sonntag in Teheran. Dies würde die Ölpreise drastisch in die Höhe treiben, warnte er.

Ein Barrel OPEC-Öl kostete am vergangenen Freitag 57,16 Dollar, 55 Cent mehr als am Vortag, teilte das OPEC-Sekretariat am Montag in Wien mit.

US-Ölmarkt geschlossen

In New York war der Ölmarkt am Montag wegen eines Feiertags in den USA geschlossen. Am Freitag hatte die Notierung für US-Öl bei 63,92 Dollar gelegen.

Eine weitere Eskalation der Irankrise wäre nach Einschätzung des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archivs (HWWA) für die globale Ölversorgung ein ernstes Problem. "Iran ist der viertgrößte Rohöl-Exporteur der Welt und damit ein sehr wichtiges Land", sagte HWWA-Rohstoffexperte Klaus Matthies dpa-AFX. Angesichts ohnehin geringer freier Förderkapazitäten der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) seien Irans tägliche Ölausfuhren von rund 2,5 Millionen Barrel kurzfristig nicht zu ersetzen. Auf Dauer geringere Ölausfuhren des Landes könnten somit zu Versorgungsengpässen führen.

"Die Drohung ist sehr ernst zu nehmen", sagte Matthies. "Bei konkreten Maßnahmen zum Stopp der Ölausfuhren wird der Ölpreisrekord von 2005 rasch übertroffen", sagte Matthies. Erstmals seit 1973 würde damit ein Land Öl wieder als Waffe einsetzen.

Überfälle auf Ölförderanlagen in Nigeria

Sorge bereiten den Ölexperten auch Überfälle auf Ölförderanlagen in Nigeria. Seit sechs Tagen sei dort die Produktion um 106.000 Barrel täglich gesunken, sagte der Londoner Ölmarktanalyst Mike Wittner der Wirtschaftsagentur Bloomberg. Bewaffnete hatten am vergangenen Mittwoch und am Sonntag Installationen des Ölkonzerns Shell im Niger-Delta angegriffen und mehrere Menschen getötet. (APA/dpa)