Budapest - Der für Steuern und Zoll zuständige
EU-Kommissar Laszlo Kovacs will den im Warenverkehr zwischen
Mitgliedsländern der Union häufig auftretenden Mehrwertsteuer-Betrug
bekämpfen. "Lösungen können mit traditionellen Mitteln, aber auch mit
radikalen Veränderungen erreicht werden", sagte Kovacs in einem
Interview mit der in Budapest erscheinenden Wirtschaftstageszeitung
"Vilaggazdasag" (Montag-Ausgabe). Er sei auch gegenüber dem von der
österreichischen Ratspräsidentschaft vorgeschlagenen Umbau des
Systems der Mehrwertsteuer-Verrechnung aufgeschlossen, sagte Kovacs.
Die Missbräuche werden durch das gegenwärtige Besteuerungssystem
begünstigt, welches Waren und Dienstleistungen unterschiedlich
besteuert, je nachdem ob sie im Inland oder in einem anderen EU-Land
verwertet werden. Kovacs zufolge würden die Betrügereien einzelne
Mitgliedsländer um bis zu zehn Prozent ihrer Mehrwertsteuer-Einnahmen
bringen. Als mögliche Maßnahmen erwähnte er schärfere Kontrollen und
einen besseren Informationsaustausch unter den Steuerbehörden der
EU-Länder.
Mögliche Umgestaltung
"Das System ließe sich aber auch umgestalten", sagte der
ungarische EU-Kommissar. Würde die Mehrwertsteuer auch beim Export
innerhalb der EU bereits am Herstellungsort der Ware anfallen und
nicht, wie derzeit, im Bestimmungsland, würde sich ein Gutteil der
Missbräuche abstellen lassen.
Er sei aber auch gegenüber dem Vorschlag von Österreichs
Finanzminister Karl-Heinz Grasser offen, bei der Mehrwertsteuer das
"Reverse-charge-System" einzuführen. Bei diesem Modell würden
lediglich die Endverbraucher Mehrwertsteuer zahlen. Die Zahlungen und
Rückverrechnungen zwischen den einzelnen Unternehmen in der
Produktions- und Handelskette würden dabei entfallen. (APA/dpa)