Wien - Ein Rückkauf von Klimt-Bildern aus der Österreichischen Galerie Belvedere, die an die Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann restituiert werden, dürfe nicht das Kunstbudget belasten, forderte der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl. Wenn die Erhaltung des Erbes die Förderung des zeitgenössischen Schaffens in Frage stellt, dann seien die Grenzen der staatlichen Finanzierbarkeit erreicht, meinte Zinggl am Mittwoch in einer Aussendung. "Die Förderung der zeitgenössischen Kunst darf dabei aber nicht unter die Räder kommen." Im Jahr 2004 wurden laut Kunstbericht für den Bereich Bildende Kunst, Architektur, etc. 8,5 Mio. Euro aufgewendet.

Erfreulich wäre es, wenn Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) nun den Versuch unternehme, die Bilder mit Hilfe von Sponsoren zurückzukaufen. Dass die Bilder Altmann zurückgegeben werden, sei eine "Selbstverständlichkeit und moralische Verpflichtung", meinte Zinggl. Gehrer sei aber vorzuwerfen, "dass sie im Vorfeld alle Vergleichsangebote ausgeschlagen hat". Das sei umso ärgerlicher, als Frau Altmann auch jetzt noch, nach dem Schiedsspruch, ihr Interesse daran bekundet habe, dass die Bilder in Österreich bleiben. "Hätte Gehrer von Anfang an den Verhandlungsweg eingeschlagen und nicht jenen der Sturheit und Rechthaberei, dann hätte es wohl schon längst eine Lösung gegeben", so Zinggl.

Strache: Rückkauf wünschenswert

Für FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache liegt der Rückkauf der Klimt-Bilder im nationalen Interesse, dieser sei wünschenswert. In einem Interview mit der Tageszeitung "Die Presse" (Donnerstag-Ausgabe) kritisiert er aber eine "unübersehbare Schräglage bei der Verwendung öffentlicher Gelder": "Ausreichend Geld für Eurofighter oder die Verdoppelung unserer EU-Nettobeiträge scheint da zu sein, für einen etwaigen Rückkauf der Kunstwerke offenbar nicht", so Strache.

Mailath: Ankauf ist "moralische Verpflichtung"

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) hatte sich am Dienstag erfreut darüber gezeigt, dass in Sachen Klimt-Bilder nun "doch das Recht gesiegt hat". Gleichzeitig sprach er sich für den Ankauf der Gemälde aus. "Der Bund ist nun aufgefordert, diese Gespräche über einen Ankauf eines wichtigen Kulturerbes Österreichs, so rasch wie möglich voranzutreiben", so Mailath-Pokorny in einer Aussendung.

Kulturstadtrat verweist auf ähnlich gelagerte Wiener Beispiele

"Die Stadt Wien ist im Bereich der Kunst-Restitution schon sehr viel weiter", versicherte er und nannte als Beispiel den Ankauf der Sammlung "Strauß-Meyszner" durch die Stadt Wien im Jahr 2002. In diesem laut Mailath-Pokorny größten Fall von Kunst-Restitution hatte die Stadt Wien 2001 auf Grund von Forschungen anerkannt, die wertvolle Sammlung zu Unrecht zu besitzen.

Die 1938 "arisierte" Sammlung war 1945 nur zum Teil rückgestellt worden. Nach der vollständigen Rückstellung der Sammlung 2001 begannen Gespräche mit den Erben über einen möglichen Ankauf, der im Jänner 2002 abgeschlossen werden konnte. Insgesamt wurden dafür 5,3 Mio. Euro bezahlt.

"Ich sehe es auch als moralische Verpflichtung an, dass Kunstgegenstände, wenn diese nicht rechtmäßig in Besitz der öffentlichen Hand sind, nicht nur rückgestellt, sondern anschließend auch angekauft werden", betonte Mailath-Pokorny.

VP-Wolf für finanzielle Beteiligung Wiens

Der Kultursprecher der Wiener ÖVP, Franz Ferdinand Wolf, hat sich am Dienstag dafür ausgesprochen, dass sich die Stadt Wien am Ankauf der Klimt-Bilder beteiligt. Auch die Stadt Wien müsse einen finanziellen Beitrag leisten, um Frau Altmann ein faires Kaufangebot machen zu können, forderte Wolf in einer Aussendung.

"Wien profitiert am meisten davon, wenn die Bilder im Belvedere bleiben können - Stadtrat Mailath-Pokorny kann nun beweisen, ob seinen Worten auch Taten folgen und er bereit ist, seinen Teil dafür zu leisten", meinte der VP-Politiker.

>>Gusenbauer fordert Handeln der Regierung (17.1.)

Gusenbauer fordert Handeln der Regierung

SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer hat in einer Pressekonferenz Dienstag Vormittag die Regierung aufgefordert, ihre Fehler im Rahmen des Gerichtsverfahrens um die Klimt-Bilder auszubügeln und Maßnahmen zu ergreifen, damit die Exponate auch künftig in Österreich zu sehen sind. Ob er an einen Kauf durch die Republik denkt oder auf Sponsoren hofft, ließ der SP-Vorsitzende offen. Es könne aber jedenfalls nicht so sein, dass der Finanzminister für zwei Bilder die Post "verscherbelt": "Das kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein."

Der Regierung wirft der SP-Chef in der Sache Versagen vor. Seit Jahren sei klar gewesen, dass Österreich das Verfahren nicht gewinnen werde. Und trotzdem habe man alle Vergleichsangebote der Kläger ausgeschlagen. Umso mehr sieht Gusenbauer jetzt die Regierung gefordert, nach der Rückerstattung der Werke Überlegungen anzustellen, wie die Bilder auch weiterhin der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen könnten. Schließlich handle es sich um Schlüsselwerke der österreichischen Kunst.

>>Frodl: Sondierungen für Gemälde-Erwerb (16.1.)

Frodl: Sondierungen für Gemälde-Erwerb

Für den Direktor der Österreichischen Galerie, Gerbert Frodl, kam der Schiedsspruch "nicht ganz unerwartet". Nun würden Möglichkeiten sondiert, "möglicherweise das eine oder andere dieser Gemälde zu erwerben", um es "für Österreich und die Österreichische Galerie" zu erhalten, schilderte Frodl.

'Goldene Adele' ist "sicherlich neben dem 'Kuss' das wichtigste Bild von Klimt"

Von besonderer Bedeutung seien die beiden Porträts, "Adele Bloch-Bauer I" und "Adele Bloch-Bauer II". Diese zwei Bilder seien "absolute Hauptwerke" Klimts, die "Goldene Adele" ist "sicherlich neben dem 'Kuss' das wichtigste Bild von Klimt", betonte Frodl. Deren Wert könne man nicht genau beziffern: "Der Markt gibt die Preise vor. Aber es gibt nichts vergleichbares am Markt."

Sollten die Werke Österreich verlassen, wäre dies "eine große Einbuße". Zum Schiedsspruch meinte Frodl: "Im Belvedere ist man immer davon ausgegangen, dass das Vermächtnis Adele Bloch-Bauers bindend war. Mit diesem Schiedsspruch geht ihr Letzter Wille nicht in Erfüllung". (APA)