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Die Lockheed Martin Atlas V-Rakete, die "New Horizons" ins All bringen soll, steht in Cape Canaveral bereit

Foto: REUTERS/ Rick Fowler

... und so stellen sich NASA-Grafiker die spektakuläre Reise der Raumsonde "New Horizons" vor: An Pluto vorbei und weiter ins Dunkel.

Illustration: NASA
Cape Canaveral - Die Reise soll dorthin führen, wo die Sonne nur noch als schwach blinkender Punkt am Himmel steht und Pluto am Rande des Sonnensystems in eisiger Kälte seine Bahn zieht. Die Nasa-Raumsonde "New Horizons" soll als erstes menschengemachtes Objekt diese bisher im Dunklen verborgene Welt erkunden.

Das Zeitfenster bis zum 14. Februar ist die letzte Chance für mehr als 200 Jahre, den Pluto mit vorhandener Technik zu erreichen. Danach steht Jupiter so ungünstig, dass er für eine Beschleunigung der Sonde nicht mehr infrage kommt - der schnellste Weg zum Pluto führt nämlich über den Umweg Jupiter: Die Sonde soll von der Anziehungskraft des Riesenplaneten auf 80.000 Kilometer pro Stunde beschleunigt werden. Mit diesem Schwung schafft das Vehikel die restlichen gut fünf Milliarden Kilometer in zehn Jahren. Den Pluto passiert die Sonde dann mit mehr als 40.000 Stundenkilometern.

Winter auf Pluto

2018 stehen die Planeten zwar wieder gleichermaßen günstig. Dann aber wird es für gute Beobachtungen auf dem Pluto zu spät sein. Er und sein Mond Charon umkreisen die Sonne nämlich auf einer stark elliptischen Bahn einmal in 248 Erdenjahren. Seit sie 1989 ihren sonnennächsten Punkt erreichten, wird es dort immer kälter und dunkler - es wird Winter. Schon bald kondensiere die Gashülle des Pluto, gefriere dann und sinke zu Boden, sagt Alan Stern, wissenschaftlicher Leiter der 500 Millionen Euro teuren Mission. Ein Blick auf den Planeten durch eine solche Milchglasbedeckung sei nicht möglich. Erst in 200 Jahren wird es auf Pluto wieder Sommer.

Der ferne Rand unseres Sonnensystems blieb bisher weitestgehend im Dunkeln. "Über den Pluto wissen wir noch nicht einmal, was wir nicht wissen", resümiert Alan Stern im Magazin New Scientist. "New Horizons" soll das ändern. Bis auf 9600 km soll die Sonde an Pluto herankommen und die ersten detaillierten Bilder dieses rätselhaften Planeten liefern, der scheinbar nicht in die Architektur des Sonnensystems passt, in der vier kleine Steinplaneten die Sonne auf den inneren Umlaufbahnen, während vier riesige Gasplaneten sie außen umkreisen - dahinter Pluto auf seiner eigenartigen, gedehnten Umlaufbahn, der eindeutig nicht aus Gas besteht wie seine Nachbarplaneten.

Die bisher allein aus der Bewegungsweise des Planeten abgeleitete Dichte lässt vermuten, dass er - wie Triton, der Mond des Neptuns - hauptsächlich aus Gestein und Stickstoffeis aufgebaut ist. Auf Triton, der durch die Bilder der Raumsonde Voyager recht gut bekannt ist, gibt es anscheinend aktiven Vulkanismus. Gut möglich, dass "New Horizons" auf dem Pluto Eisvulkane beobachtet, die flüssigen Stickstoff speien.

Mysteriöse Kometen

Die Sonde soll auch den hinter Pluto liegenden Kuiper-Gürtel erkunden. Dort treiben mysteriöse Kometen durchs All, die wahrscheinlich aus der Anfangszeit des Sonnensystems stammen und dessen Ursprung erklären könnten.

Funktioniert alles, erreicht die Sonde Pluto im Juli 2015, lässt den Kuiper-Gürtel nach weiteren zehn Jahren hinter sich. Den nächsten Stern, Proxima Centauri, könnte sie in gut 100.000 Jahren erreichen. (Axel Bojanowski/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17. 1. 2006)