Den Rahmen gesprengt: Diese mächtig wirkende Brücke über die Donau ist ein Vorschlag, wie der Radsteg in der oberösterreichischen Landeshauptstadt aussehen könnte.

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Nicht minder überwältigend und genauso wenig den Erwartungen der Jury entsprechend. Doch auch dieser Entwurf kam in die Endrunde.

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Noch ist der Architektenwettbewerb am Laufen. Die möglichen Siegerprojekte wurden aber schon veröffentlicht. Stadtrat Klaus Luger plädiert dafür, zweistufige Ausschreibungen abzuschaffen, denn "einer singt immer".

Linz – Planungsstadtrat Klaus Luger (SPÖ) und Mobilitätsstadtrat Jürgen Himmelbauer (Grüne) sind gleichermaßen "stinksauer". Wegen einer Indiskretion hängt in Linz ein weiteres Bauvorhaben in der Schwebe: Die Fahrradbrücke über die Donau. Ungewiss ist derzeit auch die Zukunft des neuen Musiktheaters sowie die Erweiterung des Ars Electronica Centers.

Am Wochenende sollte eine neunköpfige Jury aus 66 eingereichten Projekten für einen Donausteg zwischen Brucknerhaus und Urfahraner Jahrmarktsgelände auswählen. Fünf Pläne kamen in die Endrunde. Als nächster Schritt in dem zweistufigen, EU-weit ausgeschriebenen Architektenwettbewerb sollten die Ideen weiter konkretisiert werden. Ob es überhaupt dazu kommt, ist noch fraglich.

Undichte Jury Nachdem drei "Siegerprojekte" am Montag in der Kronen Zeitung abgelichtet waren, droht das Aus für den Radsteg – Himmelbauers erklärtes Lieblingsprojekt. Paragraf 21 Absatz 5 der Bundesvergabeverordnung regelt die Vertraulichkeit bei Ausschreibungen. Ob dieser Grundsatz durch die Vorabveröffentlichung verletzt wurde, lässt Luger von Juristen prüfen. Am Nachmittag stand fest. "Einer der neun Jurymitglieder hat gegen die Stillschweigepflicht verstoßen, der Wettbewerb wird aber fortgesetzt."

Der Verstoß gegen die Verschwiegenheitspflicht stelle zwar einen Mangel im Verfahrensablauf dar, sei aber kein Grund, den Wettbewerb aufzuheben. Denn, so die Argumentation der Juristen, der (finanzielle) Schaden für die Anbotssteller sei höher, wenn der Wettbewerb gestoppt werde. Am 27. März wird dann die Jury ein Siegerprojekt küren, "eigentlich könnten wir das Treffen live übertragen", merkt der Stadtrat an.

Eines steht für ihn jetzt jedenfalls fest. Zweistufige Wettbewerbe seien untauglich. Denn "nach der ersten Rund singt immer einer". Der Stadtrat spielt damit auf die Entscheidung des Architektenwettbewerbs für das Linzer Musiktheater an. Im Dezember vorigen Jahres sollte – in der ebenfalls zweistufigen Ausschreibung – eine Vorentscheidung fallen. Diese wurde aber auf März vertagt, denn es gab drei Siegerprojekte. Diese drei Pläne wurden bereits vorab Medien zugespielt, genauso wie jetzt jene für die Radbrücke.

Persönliches Interesse angekühlt

Lugers "persönliches Interesse", den Steg zu bauen, ist mittlerweile "deutlich abgekühlt". Das Risiko, dass die Auslobung juristisch angreifbar ist, bleibe nämlich bestehen. Die Teilnehmer können beim unabhängigen Verwaltungssenat Einspruch gegen das Verfahren erheben.

Doch die rechtliche Unsicherheit allein scheint nicht der einzige Grund, warum die Front der Befürworter des Stegs zu bröckeln beginnt. Von Anfang an wetterten schon die Freiheitlichen gegen dieses "Wahnsinnsprojekt". Die eingereichten Projekte entsprechen auch tatsächlich nicht den Anforderungen, die in der Ausschreibung formuliert wurden: Ein Steg, der sich sanft in die Flusslandschaft einbettet. Schon die Siegermodelle haben eher die Dimension eines Monumentalbaus. Pylone, die bis zu 88 Meter in die Höhe ragen, oder ein 55 Meter hoher Bogen, der sich über die Donau spannt, entspricht nicht den Vorstellungen der Jury. Die von der Stadt veranschlagten Baukosten von rund zwölf Millionen Euro dürften bei einigen Plänen deutlich überschritten worden sein.

Dass die Ergebnisse des Wettbewerbs nicht die Erwartungen erfüllten, muss auch Himmelbauer gestehen. Allerdings, so sagt er, handele es sich nur um eine "Ideensammlung". Die Notwendigkeit eines Stegs steht für ihn außer Zweifel. Er findet es "höchste Zeit, auch für Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur zu setzen". (Kerstin Scheller, DER STANDARD-Printausgabe, 17.01.2006)