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Das Kontrollamt bemängelt, dass Duschanlagen nicht gesperrt wurden

Foto: APA/dpa/Weihrauch
Wien - Im vergangenen Jahr wurden zwölf von 39 städtischen Hallen- und Sommerbädern auf Sicherheit und Hygiene untersucht. Jetzt liegt der von der ÖVP verlangte Kontrollamtsbericht vor. Das gravierendste Ergebnis: Legionella-Bakterien stellen eine nicht unerhebliche Gefahr in den Wiener Bädern dar.

Zwischen 2000 und 2005 wurden bei 16 Prozent der Proben Richtwertüberschreitungen verzeichnet, so der Bericht. Besonders betroffen waren das Laaerbergbad, das Brigittenauer Bad, das Hallenbad Floridsdorf und das Sommerbad Simmering. In Letzterem war mehr als die Hälfte der Proben über dem Richtwert, in neun Prozent der Fälle gar um das Zehnfache.

Das Kontrollamt kritisiert vor allem, dass die Duschanlagen, in denen sich die Bakterien bevorzugt ausbreiten, beim Feststellen von erhöhten Keimzahlen nicht gesperrt wurden, sondern nach einer Aufheizung der Leitungen weiterhin benutzbar waren. Die regelmäßige Erhitzung auf mindestens 65 Grad ist derzeit die geeignetste Methode, die Legionellen abzutöten.

Risikogruppen sind Ältere, Raucher und Menschen mit geschwächtem Immunsystem

Wenn Aerosole von verkeimtem Wasser eingeatmet werden, besteht die Gefahr der Infektion mit der Legionärskrankheit, die grippeähnliche Symptome bis zur Lungenentzündung hervorruft - und schwer nachweisbar ist. Risikogruppen sind ältere Menschen, Raucher und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Zuletzt hat der Tod eines 60-Jährigen, der sich 2004 in der Duschanlage eines Klagenfurter Campingplatzes angesteckt hatte, die Legionärskrankheit und die Problematik veralteter Wassersysteme und unsachgemäßer Wartung zum Thema gemacht.

"Wir nehmen das Problem sehr ernst und haben bereits Maßnahmen für ein umfassendes Risikomanagement getroffen", erklärt Bäder-Chef Werner Schuster. Es gebe aber nach wie vor kein Wundermittel gegen die Keime, von Nachlässigkeit könne daher nicht die Rede sein. "In Wien sollte genug Geld vorhanden sein, um die Bäder auf den letzten Stand zu bringen", meint ÖVP-Gemeinderat Günter Kenesei, die Grünen fordern eine eigene Sicherheitsrichtlinie für die Bäder. Der Kontrollamtsbericht stellte auch Mängel bei der Lagerung von Chemikalien und Brandschutzeinrichtungen fest, die zum Großteil schon behoben werden konnten. (kri; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.1.2006)