Zagreb - Die Generalstaatsanwaltschaft von Bosnien-Herzegowina untersucht angebliche kroatische Kriegsverbrechen an Serben, die zwischen 1992 und 1995 begangen worden sein sollen. Das berichtet die kroatische Tageszeitung "Vecernji list" am Dienstag. Insgesamt sechs Untersuchungsteams der Staatsanwaltschaft sammelten Beweise. Unter den Verdächtigen sind auch drei ehemalige kroatische Ministerpräsidenten: Franjo Greguric (1991-92), Hrvoje Sarinic (1992-93) und Nikica Valentic (1993-95).

Die Anzeigen wurden wegen Kriegsverbrechen in dem Gefängnis Lora in Split und angeblichen Kriegsverbrechen in der westlichen Herzegowina erstattet. Das Blatt betrachtet es als offensichtlich, dass Behörden der Republika Srpska, des serbischen Landesteils von Bosnien-Herzegowina, Anzeige erstattet haben. Die Dokumentation der Anzeigen stamme aus dem Zentrum der öffentlichen Sicherheit in Trebinje, einer Stadt im Osten der bosnischen Serbenrepublik.

Laut den Anzeigen hatten höchstrangige kroatische Amtsträger und Offiziere die Konflikte in der Herzegowina unterstützt bzw. geplant. Auf ihren illegalen Separatstaat "Herceg-Bosna" hatten die Kroaten im Dayton-Abkommen 1995 verzichten müssen. Es gibt eine besondere Anklage wegen Verbrechen begangen an serbischen Zivilisten in der herzegowinischen Stadt Capljina 1992. Unter anderen werden der verstorbene kroatische Verteidigungsminister Gojko Susak, der verstorbene kroatische Generalstabschef Janko Bobetko, seine Stellvertreter Slobodan Praljaka, der ehemalige Kommandant des HVO ("Kroatischer Verteidigungsrat", Bezeichnung für kroatische Truppen in Bosnien-Herzegowina) verdächtigt.

"Vecernji list" bemühte sich um Stellungnahmen der drei Ex-Ministerpräsidenten. Sarinic gab keinen Kommentar ab und sagte nur, dass er von den Verbrechen aus den Medien erfahren habe. Valentic meinte, er könne nicht "etwas Unwahres kommentieren". Die Chancen für das Zustandekommen einer Gerichtsverhandlung in Bosnien-Herzegowina sind allerdings minimal, weil Kroatien seine Staatsbürger nur dem Haager UNO-Tribunal (ICTY) ausliefert. Die Staatsanwaltschaft in Sarajevo könnte aber der kroatischen Justiz Dokumente zukommen lassen. (APA)