Bühne
Klischee vom Werbefuzzi
Frédéric Beigbeders Roman "39,90" über die Werbeszene für die Bühne adaptiert - Theater am Kornmarkt, Bregenz
Frédéric Beigbeder arbeitete einst als Werber bei Young & Rubicam und schrieb darüber seinen Roman "39,90". Intendant Harald Petermichl
und Regisseur
Christian Himmelbauer
bearbeiteten diesen für die Bühne. Und dort geht es dann zu, wie sich der kleine Max die Werbebranche vorstellt. Hinter einer stylischen Oberfläche sind Menschen- und Lebensverachter am Werk. Stress frisst Seele auf, vom Koks holt man sich blutige Nasen, Frauen agieren vorwiegend als Betthäschen. Irgendwann kollabieren die Protagonisten und lassen sich in einer Gewaltorgie treiben. Zwei Stunden dauert das Stück.
Die erste Hälfte gliedert sich in eine Vielzahl von Szenen, jede mit kleiner Umbaupause, in denen 08/15-Popmusik aus Lautsprechern dröhnt. Das zerhackt den Spielfluss und lässt Ungeduld wachsen. Die zweite Hälfte dominiert eine von
Ludwig Löckinger
in hoher Qualität hergestellte aber eindeutig zu lange Videoeinspielung, die den finalen Exzess zeigt. Auch diese Sequenz wurde in den Handlungszusammenhang mehr gezwängt denn eingefügt. Die strukturelle Beliebigkeit scheint sich auch auf die Spielfreude des Ensembles auszuwirken, es agiert wie ausgebremst, freudlos. Das Bühnenbild von
Karl-Heinz Steck
in der Art eines konkreten Gemäldes etwa von Piet Mondrian ist das vielleicht einzig Überzeugende an dieser Inszenierung. (mh/DER STANDARD, Printausgabe, 18.1.2006)