Dies sollte ihr größter Coup werden. Die "Väter für Gerechtigkeit" haben u. a. schon mehlgefüllte Kondome ins altehrwürdige Unterhaus geworfen und mit dem Erklettern des Buckingham-Palasts die Königin geschreckt.

Nun wollten sie Premierminister Tony Blair zittern lassen, indem sie planten, seinen jüngsten Sohn Leo für ein paar Stunden zu entführen. Sollte der regierende Papa doch selber einmal spüren, wie es ist, wenn ein Vater keinen Kontakt zu seinem Kind haben darf. Dass es den fünfjährigen Nachzügler der First Family treffen sollte, war gewiss kein Zufall. Das Nesthäkchen zur Geisel zu nehmen verhieß jede Menge Publicity.

Was sie genau ausgeheckt hatten, die "Fathers for Justice", die der Volksmund salopp nur "Dad's Army" nennt, behielt Scotland Yard am Mittwoch für sich. "Wir haben's vereitelt", lautete der knappe Kommentar.

Glaubt man der Boulevardzeitung Sun, dann arbeitete eine fanatische Splittergruppe frustrierter Väter seit Monaten daran, den Alltag der Blairs und ihrer Nanny auszukundschaften. Sie hätten nicht vorgehabt, Leo zu quälen, schrieb das Blatt. Vor Weihnachten sei ihnen aber eine auf Antiterroreinsätze spezialisierte Truppe der Londoner Polizei auf die Schliche gekommen.

Besorgter Gründer

"Wir haben nichts damit zu tun, rein gar nichts", beteuerte Matt O'Connor, ein 38-Jähriger, der "Dad's Army" vor drei Jahren gründete und nun besorgt mit ansehen muss, wer alles unter der Flagge väterlicher Gerechtigkeit segelt.

Anfangs vereinte "Fathers for Justice" einige geschiedene Väter, denen ihre früheren Frauen den Kontakt zu den Kindern verboten. Dann turnten kostümierte Verwegene, die sich Superman, Spiderman oder Batman nannten, in Cornwall auf Kränen und Brücken herum. Später verlagerten sie ihre Aktionen ins Londoner Regierungsviertel.

Am Mittwoch gab O'Connor Order, solche Aktionen zu unterlassen, und erklärte sich solidarisch mit Tony Blair: "Unser Geschäft ist es, Väter wieder mit ihren Kindern zu vereinen, nicht, sie von ihnen zu trennen." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.10.2005)