Heimathaus in Saalbach: Dort wird neuerdings ohne kritisches Begleitwort ein Hitler-Porträt des Salzburger Malers Fritz Reichel gezeigt.

Foto: Heimatmuseum in Saalbach/Kerstin Joensson
Salzburg - Kann man rund sechs Jahrzehnte nach der Befreiung vom Nationalsozialismus ein Porträt des personifizierten Schreckens der NS-Diktatur, Adolf Hitler, ohne weiteren Kommentar in einem Heimatmuseum präsentieren? Man kann, meinen zumindest die Verantwortlichen in der Pinzgauer Gemeinde Saalbach. Im Heimathaus des bekannten Wintersportortes hängt seit einigen Tagen ein heroisierendes Hitler-Porträt. Das Werk des Saalbacher Malers Fritz Reichel war vor einiger Zeit bei Renovierungsarbeiten "entdeckt" und ohne weiteren Kommentar an prominenter Stelle platziert worden. Eigentliches Thema der Ausstellung sind übrigens von den Nazis entworfene Pläne für ein Skizentrum in Saalbach-Hinterglemm.

Die Proteste gegen das idealisierende Porträt ließen nicht lange auf sich warten. Sowohl der Landeschef der Grünen, Cyriak Schwaighofer, als auch SP-Landtagsklubobmann David Brenner forderten, dass "zumindest Zusatzinformationen" zum Hitler-Bild angebracht werden. Schwaighofer warnte, Saalbach könne "zu einer Pilgerstätte für Neonazis" werden. Die Gemeinde sollte einen Historiker beauftragen, die NS-Geschichte in Saalbach aufzuarbeiten.

SP-Landesparteigeschäftsführer Martin Apeltauer wiederum appellierte an VP-Landesparteiobmann Wilfried Haslauer, seinen Parteifreund, Saalbachs Bürgermeister Peter Mitterer, "zur Räson" zu bringen. Apeltauer befürchtet einen Imageschaden für Salzburg durch das Saalbacher Hitlerbild. Der auch als Tourismusreferent der Landesregierung angesprochene Haslauer stellte sich allerdings schützend vor den Saalbacher Bürgermeister: Er werde keine Ratschläge oder Weisungen erteilen.

In Saalbach selbst schaltet man inzwischen auf stur: Das Bild werde nicht abgehängt, meint Bürgermeister Mitterer. Historische Erläuterungen hält man ebenfalls nicht für notwendig. Dafür verhängte man eine Mediensperre. Eine vom STANDARD beauftragte Fotografin wurde am Dienstag erst gar nicht in das Heimatmuseum eingelassen. Man habe mit "den Medien" schlechte Erfahrungen gemacht, so die lapidare Begründung einer Heimathaus-Mitarbeiterin.

Hitler-Bild wird von Kunstexperten bewertet

Am Mittwoch hat die Museumsleiterin Maria Mitterer einen kleinen Schritt zur Entspannung gesetzt. Sie schickte das Bild an das Kunsthistorische Museum nach Wien, um es fach- und sachkundig im Gesamtkontext nationalsozialistischer Kunst bewerten zu lassen, teilte Mitterer mit. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, Print, 18.1.2006/APA)