Paris - Der französische Generalstabschef General Henri
Bentégeat hält im Atomstreit mit dem Iran ein militärisches
Eingreifen für einen schweren Fehler. "Das wäre aus heutiger Sicht
vollkommen verrückt", sagte Bentégeat am Mittwoch im Radiosender
"Europe 1". Die Folge wäre demnach "ein entsetzliches Drama im Nahen
Osten". Für alle Zeit schloss Bentégeat, der kommendes Jahr Chef des
EU-Militärausschusses werden soll, ein militärisches Vorgehen
allerdings nicht aus: "Vielleicht werden wir eines Tages dahinkommen,
aber heute gehört das Wort ausschließlich den Diplomaten. Es gibt
noch Verhandlungswege, die noch nicht erschlossen wurden."
"Die Idee an sich, dass ein Land wie der Iran die Atomwaffe haben
könnten, ist ein echter Albtraum für jeden Militärvertreter oder
Politiker", sagte Bentégeat. Zur Bedrohung Europas und insbesondere
Frankreichs sagte er, der Iran verfüge "heute" noch nicht über
Raketen, die französische Städte treffen könnten. "Ich schätze, dass
das in fünf Jahren der Fall sein wird."
Der französische Generalstabschef soll 2007 die Präsidentschaft
des obersten Militärkomitees der Europäischen Union von dem Italiener
Mosca Moschini übernehmen. Im EU-Militärausschuss (EUMC) sitzen seit
2001 die Generalstabschefs der Streitkräfte der Mitgliedsländer.
US-Militärexperten hatten drei Optionen für eine Militäraktion
gegen den Iran genannt: Die erste wäre ein Schlag gegen militärische
Ziele als "begrenzte Bestrafung und Warnung"; die zweite wären
Präventivschläge zur Zerstörung der Atomanlagen. Sie würden etwa fünf
Tage dauern. Die bekannten nuklearen, biologischen und chemischen
Produktionsstätten im Iran ergeben insgesamt etwa 125 Ziele, die
iranische Luftabwehr und die Befehlszentren des Landes umfassen
weitere 175 Ziele. Etwa 20 Ziele sollen tief unter der Erde liegen.
Der Nachteil dieser Option wäre die Gefahr eines iranischen
Gegenschlags gegen Israel. Die dritte Option wäre der erzwungene
Regimewechsel nach dem Vorbild der Entmachtung von Saddam Hussein im
Irak und gilt allgemein als unrealistisch. (APA)