Wer sich in den vergangenen Jahren entschloss, in Österreich Medizin zu studieren, entschied sich damit für kein leichtes Los. Eine durchschnittliche Studiendauer von 15,5 Semestern, selektive Prüfungen mit riesigem Stoffumfang, langes Warten auf Turnusplätze. Mit den ünüberlegten Zugangsbeschränkungen, die von den Medizin-Unis nach dem EuGH-Urteil im Juli eingeführt wurden, machte man den (zukünftigen) Studierenden das Leben auch nicht gerade leichter. Vorläufiger Höhepunkt des Hürdenlaufes: Die zweitägigen Aufnahmetests an der Med-Uni Graz.

Von über 1000 AnwärterInnen werden 900 ihr Studium gar nicht erst beginnen dürfen. Dieser Rückschlag wird viele dazu bringen, auf ein anderes Studium auszuweichen, es wird aber auch genug StudentInnen geben, die sich von einem gescheiterten Aufnahmetest ihren beruflichen Traum nicht verderben lassen. Vor allem an diese Überzeugten richtet sich jetzt das Angebot eines "Überbrückungslehrganges" an der Uni Graz: Mit Einführungsveranstaltungen in Jus, BWL und medizinaffinen Themen, die über ein Semester geblockt angeboten werden, sollen Studierende ihre Zeit bis zum nächsten Auswahlverfahren nutzen können.

Der große Haken an der Geschichte: Das Modul soll 950 Euro kosten ? für ein Semester. Um diesen Preis könnte sich jeder Student die Studiengebühren für fast drei Semester leisten und dasselbe tun, was er auch im "Überbrückungsmodul" tut: In verschiedene Studien "hineinschnuppern".

Die Uni Graz zeigt sich auf Nachfrage überrascht, dass an diesem Preis Kritik geübt wird, es stehe schließlich jedem Studenten frei, sich dafür oder dagegen zu entscheiden. Dabei wird allerdings eines vergessen: Studierende, die unbedingt Medizin studieren wollen, werden nach jedem Strohhalm greifen, um das nächste Auswahlverfahren der Med-Uni Graz zu schaffen. Solange das Modul sich ausdrücklich an die gescheiterten Bewerber richtet und die Med-Uni nicht dezitiert erklärt, dass die Absolvierung in keiner Weise Vorteile für eine erneute Bewerbung mit sich bringt, wird es sich jeder Student zweimal überlegen, ob er sich den teuren Kurs nicht leistet ? aus Verzweiflung.

Für die Uni wird sich der Kurs aller Wahrscheinlichkeit nach auszahlen: Kostendeckend sei das Modul nämlich bereits ab 50 TeilnehmerInnen, so die Uni Graz. Bei 900 potentiellen AnwärterInnen ist da ziemlich viel Profit für die Universität möglich. Hoffen wir, dass die StudentInnen hier nicht nur als Goldesel dienen.