Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat vor "staatlichen Eingriffen in die Pressefreiheit" gewarnt. Auf der traditionellen Jahrespressekonferenz kritisierte der DJV-Vorsitzende Michael Konken am Mittwoch in Berlin eine Zunahme von Aktionen, die den Informationsschutz einschränkten. Die Liste reiche von der Ermittlung von Telefonkontaktdaten eines Redakteurs über die Durchsuchung und Beschlagnahme in Redaktionsräumen bis hin zur Überwachung eines Publizisten durch den Bundesnachrichtendienst (BND).

Informationsschutz

Journalisten seien aber auf Informanten angewiesen, um ihrer Arbeit nachgehen zu können, betonte Konken, der die deutsche Regierung aufforderte, im Jahr 2006 den Informantenschutz zu stärken und bestehende Gesetze entsprechend zu ergänzen, um den Schutz der Journalisten zu verbessern. Ein Informant werde sich dem Journalisten nur anvertrauen, wenn seine Anonymität garantiert sei. Als positiv bewertete der DJV das Informationsfreiheitsgesetz, das zu Jahresbeginn für die deutschen Bundesbehörden in Kraft getreten ist.

Leiharbeit oder Outsourcing

Sorgen bereiten dem Verband auch "zunehmende Bestrebungen" von Verlagen, durch "Leiharbeit oder Outsourcing ganzer Redaktionsbereiche", die Tarifverträge für Redakteure zu umgehen. In einem Fall sei zum Beispiel eine gesamte Sportredaktion in eine GmbH ohne Tarifbindung ausgelagert worden. Durch diese "Formen der Tarifflucht" werde der Flächentarifvertrag untergraben, meinte Konken.

Unter dem Motto "Journalisten 21" startet der DJV eine Kampagne zur Zukunft des Journalistenberufs, mit der "Schwachstellen in der journalistischen Aus- und Weiterbildung" beleuchtet werden sollen. Sorgen machen dem Verband "die Abkehr von Tarifbedingungen für Volontäre genauso wie der nicht enden wollende Zustrom in den Trendberuf Journalist mit der Folge einer angespannten Arbeitsmarktsituation". Kritik übte Konken an der Praxis von Verlagen und Sendern, angehende Journalisten monate- und manchmal jahrelang als Praktikanten zu beschäftigen. Der DJV kritisiert auch eine "immer stärker werdende Durchmischung von journalistischen und PR-Inhalten" schon bei der Hochschulausbildung. (APA/dpa/AP)