1986 galt die heutige Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek bereits als eine Fixgröße
des Betriebs: Der Roman Die
Klavierspielerin (1983) war ein
Bestseller. Die Debatte um
Burgtheater (1985), eine Abrechnung mit der politischen
Sendung des Wessely-Clans,
hatte auch solche Stimmen
auf den Plan gerufen, die ein
"widerliches Machwerk" (Kronen Zeitung) punzieren zu
müssen glaubten.
Jelinek: eine öffentliche Figur. Oder, wie es Verena Mayr/
Roland Koberg in ihrer soeben
erschienenen Biografie Elfriede Jelinek – ein Porträt (Ro^wohlt) ambivalent ausdrücken: "Noch vor seinem ersten
großen Wahlsieg posierte Haider mit nacktem, braun gebranntem Oberkörper und
Goldkettchen für eine Wiener
Frauenzeitschrift." Nachsatz:
"(Die Welt war klein: Im selben Heft stand Elfriede Jelinek
Modell für Jeans.)"
Im Jahr, in dem Waldheim
Bundespräsident und Jörg
Haider FPÖ-Parteivorsitzender wurden, erhielt Jelinek
den Heinrich-Böll-Preis verliehen. Ihre Dankesrede trug
den kaum zu missverstehenden Titel: In den Waldheimen
und auf den Haidern.
Jelinek, damals Prototyp einer "eingreifenden" Autorin, fand 1986 zu Formulierungen
einer nur knapp über das Ziel
schießenden Übertreibungsartistik. Künstlern in Österreich würde die Emigration
nicht nur empfohlen, so Jelinek, "sie werden auch tatsächlich vertrieben, da sind wir
gründlich. Ich erwähne nur
Rühm, Wiener, Brus..." Erst
1995 sollte die FPÖ folgende
berüchtigte Frage affichieren:
"Lieben Sie Scholten, Jelinek,
Häupl, Peymann, Pasterk ...oder Kunst und Kultur?" (poh/DER STANDARD, Printausgabe, 19.1.2006)