Kunst und Kultur
Deutsches PEN-Zentrum will verstärkt Exil-Autoren fördern
Vor allem SchriftstellerInnen im Iran brauchen Unterstützung
Nürnberg - Das deutsche PEN-Zentrum hat auf seiner Jahrestagung in Nürnberg die Weichen für eine verstärkte
Förderung von Schriftstellern im Exil gestellt. Die AutorInnenvereinigung will dazu ihr im vergangenen Jahr ins Leben gerufenes
und von Kulturstaatsminister Michael Naumann unterstütztes "Writers in Exile"-Programm ausbauen. Zum Abschluss der
Tagung am Samstag kündigte die Stadt Nürnberg an, im Rahmen des Programms einen ausländischen Schriftsteller
aufnehmen zu wollen. Bisher betreut das PEN-Zentrum in sechs Städten Exil-AutorInnen, unter ihnen ist der iranische
Regimekritiker Faradsch Sarkuhi. Dankesschuld
"Wir tragen damit auch eine Dankesschuld ab", betonte die PEN- Vizepräsidentin Elsbeth Wolffheim unter Verweis darauf,
dass deutsche Autoren während der Nazi-Zeit von einigen Ländern aufgenommen worden waren. Das PEN-Zentrum will
sich auch verstärkt gegen die Folgen der Kommerzialisierung im Verlagswesen einsetzen. Die Entwicklung mache es
Schriftstellern abseits des "Mainstream" und insbesondere Exil- Autoren immer schwerer, einen Verleger zu finden, hieß es.
"Wir werden uns kulturpolitisch wieder mehr einmischen", kündigte PEN-Generalsekretär Johano Strasser an. Es komme
darauf an, gegen das Übermaß an Kommerzialisierung den Eigenwert der Kultur zu verteidigen. Eine Chance könne ein
von Naumann geplantes Programm zur Förderung kleiner Verlage bieten, hieß es. Dabei sollen diese Unternehmen
besonders unterstützt werden, wenn sie Exil-Autoren verlegen.
AutorInnen festgenommen
Der iranische Exil-Autor Sarkuhi rief die deutsche Bundesregierung zu mehr Engagement für verfolgte und inhaftierte
SchriftstellerInnen im Iran auf. Im Zuge der Zeitungsschließungen in seiner Heimat vor zwei Wochen seien mindestens vier weitere
AutorInnen festgesetzt worden, unter ihnen zwei Frauen, sagte Sarkuhi am Samstagabend bei einer "Writers in
Prison"-Veranstaltung. Mehr als ein Dutzend Autoren sei vor "Revolutionsgerichte" gebracht worden. "Manchmal greift die
deutsche Regierung so ein Thema auf, aber in anderen Fällen übergeht sie es mit Schweigen", meinte der Autor. Das
jüngste massive Vorgehen der konservativen Kräfte wertete er als Reaktion auf den zunehmenden Widerstand. "Sie
wissen, dass ihre Zeit vorbei ist, und haben Angst, die Macht zu verlieren."
Am Freitag hatte das PEN-Zentrum den Exil-Iraner Said zum neuen PEN-Präsidenten und Nachfolger von Christoph Hein
gewählt. Said ist der erste ausländische Autor an der Spitze der deutschen Sektion der internationalen
Schriftsteller-Vereinigung. Die Wahl des 52-jährigen Autors, der in deutscher Sprache publiziert, wurde als Signal für eine
Unterstützung verfolgter Autoren über ethnische Grenzen hinweg gewertet. Said selbst sprach von einem "gesellschaftliches
Zeichen" für mehr Integration von Ausländern in Deutschland. Er war ebenso ohne Gegenkandidat wie der Generalsekretär
Strasser, der in seinem Amt bestätigt wurde. (APA/pd)