Lydia Ninz
Die grosse Mehrheit der unter 30-jährigen Österreicherinnen legt keinen Wert auf die Wahlmöglichkeit zwischen Beruf und Familie. Sie wollen arbeiten, diesselben Aufstiegsschancen haben wie Männer und sie wollen vor allem gleich viel verdienen wie ihre männlichen Kollegen. Das fand die Meinungsforscherin Imma Palme vom IFES-Institut in diversen Umfragen heraus. Die jungen Frauen seien bereit, mit voller Power zu arbeiten. Aber was sind die Hauptwünsche der jungen Frauen für die Arbeitswelt? An erster Stelle kommt gleicher Lohn für gleiche Arbeit, das Recht auf Teilzeitarbeit für Frauen und Männer, Umverteilung der Arbeit zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und letztlich auch mehr Kinderbetreuungseinrichtungen, führte Palme kürzlich in ihrem Referat in einer Frauentagung in Salzburg aus. Weniger Geburten Tatsächlich geht die Zahl der Geburten in Österreich eklatant zurück. Nur noch die Spanierinnen und die Italienerinnen haben eine noch geringere Geburtenrate als die Österreicherinnen. Selbst die Expertinnen vom Institut für Famillienforschung (ÖIF), die von einer Finanzierbarkeit des Kinderbetreuungsscheckes ausgehen, rechnen nicht damit, dass durch das neue Kinderbetreuungsgeld - das die schwarz-blaue Regierung ja 2002 einführen will - die Geburtenraten in Österreich ansteigen werden. Der plausible Grund: Es gibt einfach immer weniger Frauen im gebärfähigen Alter. Viele gut gebildet "Noch nie gab es so viele und so gut ausgebildete Frauen wie heute in Österreich", nennt Palme als weiteren Grund. Den jungen Frauen ist also der Beruf enorm wichtig und ein wesentlicher Teil ihres Selbstverständnisses. "Ich versteh das schon. Da hat eine 35-Jährige sich hochgearbeitet und hat einen feinen Job. Klar, dass sie nicht einen Karriereknick riskieren will, indem sie ein Kind kriegt", zeigt Ruth Finder, Arbeitsmarktexpertin im Forschungsinstitut W.A.S., volles Verständnis für die Situation der jungen Frauen. Hinzu komme, dass sich aufgrund der längeren Ausbildung das durchschnittliche Alter der erstgebärenden Mütter auf 28 Jahren verschoben hat. Und die zwischen Beruf und Kindern sichtlich zerrissenen Mütter geben mit Sicherheit auch nicht immer ein tolles Vorbild für die Jungen ab. Rückkehr schwierig Österreichs "Mütter" unterscheiden sich gegen ihren europäischen Kolleginnen in einem Punkt sehr auffällig: Den Österreicherinnen gelingt die Rückkehr in den Beruf viel seltener als anderen Europäerinnen. "Während wir bei den 20 bis 45-Jährigen noch eine relativ gute Erwerbsquote bei den Frauen haben, kippt das ab 45 und wird ab 50 noch viel dramatischer", hat Finder herausgefunden. "Das unterscheidet und wesentlich von allen anderen". Die Rückkehr in den Beruf sei vor allem mit drei Kindern ist hierzulande kaum mehr zu schaffen. Viele Frauen fallen aber auch deshalb aus dem Erwerbsleben hinaus, weil sie Famillienangehörige pflegen. Unter dem eigenen Niveau Manche schaffen die Rückkehr in die bezahlte Arbeit. Die meisten verdingen sich aber weit unter ihrem Niveau. Eine gut ausgebildete Doolmetscherin landet etwa als Halbtagskraft in einem Sekretariat. Nur, weil dieser Job sich halt am besten mit den Familienpflichten unter einen Hut kriegen lässt, fügt Finder hinzu. "Es ist einfach wahnsinnig wichtig, den Frauen den Wiedereinstieg leichter zu machen und ihnen bei der Re-Qualifizierung zu helfen", appelliert Finder mit Vehemenz. Ein Weg dazu seien qualifizierte Teilzeitjobs. Doch nicht alle Firmen haben dafür die nötigen intelligenten Strukturen.