Wien - Ein Wiener Börsenmakler ist heute am Straflandesgericht zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden, weil er drei Millionen Euro "verspielte". Der Schuldspruch wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs ist nicht rechtskräftig.

Der Wiener hatte nach ersten Erfolgen begonnen, auch für andere Leute zu spekulieren. In Spitzenzeiten betreute er bis zu 170 Kunden. Als er auf die Verliererstraße geriet, soll der Makler die ihm anvertrauten Gelder selbst behalten haben. "Das Ganze ist explodiert. Er habe "die Kontrolle verloren", meinte er.

Billige Autos - teures Bordell

Er habe sich Autos gekauft, jedoch äußerst preiswerte. 40.000 Euro sollen in einem Bordell verblieben sein. Möglich, dass sich der Mann dabei seine Geschlechtskrankheit "eingefangen" hat. Auf diese führte er in der Verhandlung seine Gedächtnisstörungen zurück, mit denen er sich rechtfertigte, wenn die Antworten auf Fragen nicht zur Zufriedenheit des Gerichts ausfielen.

"Er hat gar nie einschlägige Ausbildung gemacht", verwies Staatsanwalt Hans-Christian Leiningen-Westerburg auf die fehlenden Kenntnisse des Angeklagten. Der Angeklagte selbst bestand allerdings darauf, dass er habe einen einjährigen Kurs an der Börse absovliert habe.

"Loch auf-Loch zu"-Methode

Bis ins Jahr 2000 warfen die Geschäfte des 37-Jährigen tatsächlich Erträge ab. Er griff auch auf die Dienste so genannter Provisionäre zurück, die ihm gegen Gewinnbeteiligung weitere Kunden zuführten. Ab 2001 kassierte der Makler jedoch nur mehr die ihm anvertrauten Gelder und leitete gar nichts mehr an seine Kunden zurück: Er stopfte nach der "Loch auf-Loch zu"-Methode alte Schulden, bezahlte seine Provisionäre und soll 1,2 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren persönlich verbraucht haben.

Nach der Urteilsverkündung erbat sich der 37-Jährige Bedenkzeit. (APA)