Washington - Möglicherweise sei der Iran nur noch "wenige Monate" von der Atomwaffe entfernt, warnte kürzlich der Direktor der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO/IAEA), Mohamed ElBaradei. Andere Experten betonen, dass Voraussagen in dieser Frage schwierig sind. Einer Studie des Instituts für Wissenschaft und Internationale Sicherheit in Washington zufolge könnte der Iran möglicherweise im Jahre 2009 über seine erste Atomwaffe verfügen. In einer anderen Studie kamen die US-Geheimdienste kürzlich zu dem Schluss, der Iran brauche noch zehn Jahre, um zu den Atommächten zu gehören.

David Albright und Corey Hinderstein vom Institut für Internationale Sicherheit befassen sich mit der vom Iran angewandten Methode zur Uran-Anreicherung mit Zentrifugen. Sollte Teheran in der Lage sein, so wie früher monatlich 70 bis 100 Zentrifugen zu produzieren, könnte das Land 2009 über eine Atomwaffe verfügen, schreiben sie. Dafür brauche der Iran 1500 High-Tech-Zentrifugen für die Herstellung von hoch angereichertem Uran.

Der Iran habe in seiner Atomanlage Natans im November 2003 eine Batterie mit 164 Zentrifugen installiert, und Tests an einer kleineren Batterie mit 19 Zentrifugen vorgenommen. Dabei habe es aber zahlreiche technische Probleme gegeben. Nach Angaben der IAEO waren am Ende der Tests fast ein Drittel der Zentrifugen zerstört. Wegen der Unterbrechung des iranischen Atomprogramms könnten nun zahlreiche Geräte verrostet sein, vermuten die Experten. Die Anlage war Ende 2003 versiegelt worden. Seither hatte der Iran sein Atomprogramm weitgehend ausgesetzt. Vergangene Woche wurden die Siegel der IAEO in Natans entfernt, der Iran kündigte an, er werde dort die Urananreicherung wieder aufnehmen.

In der Studie heißt es dazu, Tests in kleinerem Maßstab könnten sofort wiederaufgenommen werden, aber die Wiederinbetriebnahme der gesamten Anlage würde mindestens zwei Monate dauern. Bevor Ergebnisse erzielt werden könnten, würden mindestens sechs Monate bis zu einem Jahr vergehen, wenn keine neuen Probleme auftreten.

Sobald Tests in großem Stil vorgenommen werden könnten, könne der Iran den Experten zufolge die Zahl seiner Zentrifugen erhöhen. In der Atomforschungsanlage Natans könnten sechs Batterien mit jeweils 164 Zentrifugen betrieben werden. Die Anlage sei aber "ohne größere Änderungen" nicht dafür geeignet, ausreichende Mengen an hochangereichertem Uran für den militärischen Gebrauch zu produzieren. (APA)