Belgrad - Die Witwe des jugoslawischen Partisanenführers und späteren Staatsoberhaupts, Josip Broz Tito, lebt gut 25 Jahre nach seinem Tod in größter Not. Jovanka Broz, die in einer heruntergekommenen Villa im noblen Belgrader Stadtviertel Dedinje residiert, besitzt laut Medienberichten keine Personaldokumente, ausgenommen eines Staatsbürgerschaftsnachweises.

Der serbisch-montenegrinische Menschenrechtsminister Rasim Ljajic, der heute, Donnerstag, die einstige First Lady besuchte, konnte demnach selbst feststellen, dass die Villa, in der die 82-jährige Präsidentenwitwe nach dem Tod Titos untergebracht wurde, keine Heizung hat. Auch das Dach ist stark reparaturbedürftig.

Hausarrest

Jovanka Broz wurde wenige Tage nach dem Tod ihres Mannes im Mai 1980 mitten in der Nacht aus der Präsidentenresidenz in eine nahe liegende Staatsvilla übersiedelt. Sie lebte jahrelang praktisch unter Hausarrest, wobei die Gründe dafür nie erläutert wurden.

Nach der politischen Wende in Belgrad im Oktober 2000 hatten die neuen Behörden versprochen, die Lebensumstände der einstigen First Lady zu verbessern. Tatsächlich ist aber nicht sehr viel passiert. Sie bezieht zwar eine höhere Rente, hat aber keinen Dienstwagen mehr.

Josip Broz hatte sich wenige Jahre vor seinem Tod von seiner Gattin getrennt. Es hieß damals, dass sich Jovanka zu sehr in politische Angelegenheiten eingemischt habe. Ob das wirklich stimmte, ist bis dato unbekannt. Die aus Lika, dem kroatischen Adria-Hinterland, stammende Serbin hat sich selbst nie zu den Vorwürfen geäußert. (APA)