Der Iran habe die Berichte des Gouverneursrat vom September und November 2005, die Teheran noch Zeit gegeben und die Sicherratsoption aufgeschoben hätten, missinterpretiert und als Schwäche gesehen, so Schulte. Der Sicherheitsrat könnte neue Maßnahmen treffen, etwa die Isolation des Irans.
Internationale Gemeinschaft
Clever eingesetzte Sanktionen würden etwas bewegen, wie dies am Balkan ersichtlich wurde, sagte Schulte. Wenn die internationale Gemeinschaft zusammenhalte, sei die Chance eines Erfolges allerdings größer. Immer mehr Staaten der internationalen Gemeinschaft seien besorgt wegen des iranischen Atomprogramms, darunter auch Russland und China. Moskau und Peking hätten Druck auf den Iran ausgeübt, seine Atomtechnologie nicht weiter zu entwickeln, doch sie seien von Teheran ignoriert worden.
Pilotprojekt
Das Aufbrechen von über fünfzig Siegeln der IAEO durch Teheran habe die Verachtung für die Sorgen der internationalen Gemeinschaft sowie die Intention der iranischen Führung offen gelegt, mit ihren nuklearen Tätigkeiten fortzufahren, sagte Schulte. Teheran habe erklärt, in einem Pilotprojekt die Urananreicherung beginnen zu wollen.
Sobald Teheran die Technologie der Anreicherung beherrsche, könne diese auch im großen Umfang durchgeführt werden. Die iranische Führung habe in zwei unterirdischen Hallen in Natanz bereits diesbezüglich beträchtliche Investitionen getätigt. Der Streit habe nicht begonnen, weil Teheran Atomenergie gewinnen wolle, betonte der Botschafter, sondern weil es die sensible Atomtechnologie beherrschen möchte, mit der Atomwaffen hergestellt werden können.
Wirtschaftliche Sicht
Aus wirtschaftlicher Sicht mache es keinen Sinn, den kompletten Atomzyklus zu beherrschen, bemerkte der Botschafter. Südkorea habe etwa 20 Atomkraftwerke, jedoch keine Anreicherungsanlage, da es das angereicherte Uran im Ausland kaufe. Der Iran behaupte, die Anreicherung von Uran sei für Atomkraft notwendig, doch er baue nur ein Atomkraftwerk.