Graz - Die Vogel & Noot Wärmetechnik AG legt nach 37 Jahren die Fertigung von Heizkörpern im obersteirischen Wartberg still. Damit fallen 170 Jobs weg, ein Sozialplan ist nach Unternehmensangaben vom Freitag in Ausarbeitung. Auf Grund des seit einigen Jahren stark rückläufigen Marktes für Flachheizkörper müsse man die Fertigung am Standort Wartberg stilllegen und künftig ausschließlich in Polen und Ungarn fertigen.

Logistikzentrale weiterhin in Österreich

Der Markteinbruch zwinge zum Abbau von Überkapazitäten in der Produktion, aber die Konzern- und Logistikzentrale bleibe in Wartberg. Dies teilte der Aufsichtsrat am Freitag im Anschluss an seine Sitzung, in der die Entscheidung fiel, mit. Für den Standort im nahen Kapfenberg-Diemlach habe die Stilllegung keine Auswirkungen, hieß es. Der Beschluss des Aufsichtsrats der Vogel & Noot Wärmetechnik erfolgte auf Antrag des Vorstandes.

Aufsichtsratschef Markus Lengauer und Vorstandsvorsitzender Klaus Rogetzer begründeten den Schritt mit "nachhaltig rückläufigen Märkten für Flachheizkörper und Produktionsüberkapazitäten". Allein 2005 sei die Nachfrage in den Kernmärkten Deutschland, Österreich, Großbritannien und Frankreich um 15 bis 20 Prozent zurück gegangen, so Rogetzer. Diesem bereits seit mehreren Jahren anhaltenden Trend - innerhalb von zehn Jahren sank der Verkauf von 12 Millionen Stück Flachheizkörpern bis 2005 auf rund 5 Millionen Stück - habe sich die ganze Branche nicht entziehen können.

"Schwieriger Schritt"

"Der Schritt - noch dazu als mit der Region Verbundene - ist uns extrem schwer gefallen, aber eine kostendeckende Produktion am Standort ist angesichts des dramatisch geschrumpften Marktes nicht mehr möglich", sagte Rogetzer. Die Auslastung für das auf mehr als 1,2 Millionen Jahresstück ausgelegte Werk Wartberg habe sich kontinuierlich auf zuletzt etwas mehr als 60 Prozent verringert.

Für die 170 Mitarbeiter werden kommende Woche Gespräche mit den Belegschaftsvertretern über einen Sozialplan, der auch eine Stiftung beinhalten soll, aufgenommen. "Wir wollen über die gesetzlichen Ansprüche hinaus durch freiwillige Sozialleistungen alles dazu beitragen, dass so viele so rasch wie möglich neue Arbeit finden", sagte der Vorstand. Die Gespräche sollen in zwei Monaten abgeschlossen sein.

Die Beschäftigten würden beim Frühwarnsystem des AMS gemeldet, Kündigungsfristen könnten mit Ende Februar wirksam werden, so Rogetzer. Betroffen seien großteils Arbeiter, aber auch 24 Angestellte. Der Altersschnitt betrage 44 Jahre, einige Dienstnehmer könnten in die Pension überwechseln, hieß es.

Zentrale bleibt in Wartberg

In Wartberg verbleiben die Zentrale der Vogel & Noot Wärmetechnik-Gruppe mit Konzernleitung, Administration, Finanzen, EDV, Auftragsabwicklung, Marketing & Vertrieb und Entwicklung sowie das Logistikzentrum für den heimischen Markt mit insgesamt knapp 90 Mitarbeitern. Auch der auf die Produktion von Bad- und Designheizkörpern spezialisierte Standort in Kapfenberg-Diemlach mit rund 100 Mitarbeitern sei nicht betroffen, da dieses Segment sich zuletzt sehr erfreulich entwickelt habe.

Die Fertigung von Flachheizkörpern wird künftig an den Standorten im ungarischen Mosonmagyarovar und im polnischen Walcz konzentriert. Beide Werke verfügten über eine ausreichende Kapazität zur Aufnahme der in Wartberg frei werdenden Mengen. Der bisher fünfte Unternehmensstandort in Lilienthal (Deutschland) produziert Edelstahl-Kamin- und -Abgas-Systeme und ist somit in einem anderen Geschäftsfeld tätig.

Seit 2002 ist das Unternehmen Teil der internationalen Rettig ICC Gruppe, die wiederum zum finnischen Familienkonzern Rettig gehört. Insgesamt beschäftigt die Vogel & Noot Wärmetechnik-Gruppe im In- und Ausland derzeit rund 1.000 Mitarbeiter. In Österreich ist Vogel & Noot nach eigenen Angaben traditionell Marktführer bei Heizkörpern, in einem allerdings schrumpfenden Gesamtmarkt.

Politik bedauert Entscheidung des Managements

Durchwegs betroffen haben die steirische Politik bzw. Arbeitnehmervertreter auf die Nachricht von der Stilllegung reagiert.

VP-Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann will die Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG) aktivieren. Buchmann meinte, in Kenntnis des Strukturwandels im Bereich der lohnintensiven Produktion setze das Wirtschaftsressort auf Stärke- und Potenzialfelder. Im Rahmen des steirischen Wachstums- und Beschäftigungspakets sind allein in den Bezirken Bruck und Mürzzuschlag über 250 zusätzliche Arbeitsplätze in Planung. Er habe daher die SFG beauftragt, die Gespräche mit den vor Ort ansässigen Betrieben zu forcieren, um für die betroffenen Arbeitnehmer möglichst rasch Ersatzarbeitsplätze anbieten zu können.

AK will mit Finnen reden

AK-Präsident Walter Rotschädl will über die Steirische Umstrukturierungsgesellschaft (Stug) an den finnischen Eigentümer der Vogel & Noot, Rettig Oy, herantreten, damit ein Arbeitsplatzsicherungskonzept erarbeitet werden könne. Die Stug solle dabei als Drehscheibe fungieren, eine andere Produktion in Wartberg aufzuziehen. Die Forderung nach einer Arbeitsstiftung für die 170 betroffenen Arbeitnehmer sei unabdingbar.

KPÖ: "Fall für das Land"

Die steirische KPÖ erklärte Freitagnachmittag, die Vogel & Noot in Wartberg sei auch ein Fall für das Land. "Landeshauptmann Voves und die steiermärkische Landesregierung müssen jetzt zeigen, dass sie sich in einer dramatischen Situation für die traditionsreiche Arbeitergemeinde Wartberg anders verhalten als ihre Vorgängerinnen (ÖVP-geführte Landesregierungen, Anm.). Wer die Erneuerung im Lande schaffen will, sollte konkrete Zeichen gegen die Politik der transnationalen Konzerne setzen", sagte KPÖ-Vorsitzender Franz Stephan Parteder.

Land unterstützt Arbeitsstiftung

Das Land Steiermark wird sich an der Arbeitsstiftung für die 170 Mitarbeiter beteiligen, teilte am Freitagnachmittag der steirische LHStv. Kurt Flecker (SPÖ) mit. Er habe mit dem Management, der Gewerkschaft und dem Betriebsratsvorsitzenden gesprochen und Unterstützung zugesagt, so Flecker. Für mehr als 70 Facharbeiter der Vogel & Noot Wärmetechnik AG bestehe seitens des AMS eine "große Hoffnung auf regionale Vermittelbarkeit".

Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) sagte zur APA, er habe mit dem Bürgermeister von Wartberg und mit Wirtschaftslandesrat Buchmann Kontakt aufgenommen, um die Maßnahmen zu besprechen. Es bestehe Hoffnung, dass von den 170 betroffenen Arbeitnehmern einige in Firmen in der Region Mürztal wieder eine Beschäftigung finden könnten. (APA)