Taipeh/Shanghai - Hunderte Taiwanesen haben am Freitag von einer Ausnahmeregelung zum chinesischen Mondneujahr Gebrauch gemacht und sind per Direktflug nach Festland-China gereist. Am Vormittag landete ein bis zum letzten Platz ausgebuchtes Flugzeug der taiwanesischen Fluglinie "China Airlines" in Shanghai. Zwei Stunden später flog die Maschine wieder zurück in die taiwanesische Hauptstadt Taipeh.

Die Vereinbarung könnte ein erster Schritt zur Aufnahme von regelmäßigen Flugverbindungen sein. Nach dem kommunistischen Sieg im Bürgerkrieg und der Ausrufung der Volksrepublik in Peking 1949 war die nationalchinesische Regierung auf die Insel Taiwan (Formosa) geflüchtet. Flugreisende müssen stets einen Zwischenstopp in den chinesischen Sonderverwaltungsgebieten Hongkong oder Macao einlegen.

Sonderregelung ausgeweitet

Für den höchsten Feiertag, das Neujahrsfest nach dem traditionellen Mondkalender, wird eine Ausnahme gemacht: Während im vergangenen Jahr nur in der Volksrepublik China arbeitende taiwanesische Geschäftsleute per Direktflug reisen durften, wurde die Sonderregelung in diesem Jahr auf alle Taiwanesen ausgeweitet. Zwischen dem 20. Jänner und dem 13. Februar bieten Fluglinien beider Seiten 72 Flüge zwischen vier festlandchinesischen und zwei Inselstädten an. Die Flugzeuge müssen bei ihrem Flug aber weiterhin durch den Luftraum von Hongkong oder Macao fliegen. Das neue Jahr beginnt in China am 29. Jänner. Allein in Shanghai leben rund 300.000 Taiwanesen.

2001 hatte Peking der Insel nach dem Prinzip "Ein Land - Zwei Systeme" ein noch großzügigeres Wiedervereinigungsmodell angeboten, als es für Hongkong und Macao angewandt worden ist. Der Vorschlag Pekings sah insbesondere vor, dass die Insel ihre eigenen Streitkräfte behalten könnte, ebenso die eigene Regierung, Währung und Zollsystem. Das Angebot wurde von der taiwanesischen Führung mit der Begründung zurückgewiesen: "Das sind Rechte, die wir alle schon haben. Dafür brauchen wir nicht die Kommunisten". (APA)