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Die Saliera auf einem Archivbild in noch unversehrtem Zustand

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Das Bild des Mannes, der laut Polizei vermutlich Auskunft über den Aufenthalt der "Saliera" geben könnte

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Eines steht fest: In einem Stück wird die Saliera, das kostbare Salzfässchen des italienischen Bildhauers Benvenuto Cellini (1500–1571), nicht mehr ins Kunsthistorische Museum (KHM) zurückkommen. Der oder die derzeitigen "Besitzer" bevorzugen die Puzzle-Methode. Das bislang letzte retournierte Teilchen ist der goldenen Dreizack, der zumindest bis zum dreisten Diebstahl im Mai 2003 das Kunstwerk geschmückt hatte. Wie die Polizei am Freitag bekannt gab, war damit die Forderung der Erpresser von zehn Millionen Euro für das Hauptstück der historischen Goldschmiedearbeit verbunden.

Die Erpresser hätten am 7. Oktober des Vorjahres Kontakt aufgenommen, berichtete Ernst Geiger, der Leiter der Wiener Kriminaldirektion 1. Neben der Lösegeldforderung in einem Brief an die UNIQA- Versicherung wurde die Polizei aufgefordert, in einem Zeitungsinserat eine E-Mail- Adresse und eine Postfachadresse bekannt zu geben. Zwei Wochen später erhielten die Kriminalisten über diese Kontaktadressen einen Schatzplan, auf dem verzeichnet war, wo der Dreizack deponiert sei. Und tatsächlich befand sich das fragile Stück in einem Frischhaltesackerl hinter einem Stromverteilerkasten im Wiener Burggarten nahe des Mozartdenkmals.

Schnitzeljagd

Nachdem die Kriminalisten nun wussten, dass sie es nicht mit Spinnern zu tun hatten, befolgten sie auch die weiteren Anweisungen für die geforderte Übergabe des Lösegeldes am 7. November. Auch wenn die erste Anweisung, eine Badehose einzupacken, reichlich eigenartig war. "Dann haben sie eine Schnitzeljagd mit uns veranstaltet", schilderte Kriminalist Martin Braunsperger. Der ausgeschickte Überbringer sei per SMS und versteckten schriftlichen Nachrichten von 7.30 Uhr bis in den späten Nachmittag quer durch Wien, vom Startpunkt Friedensbrücke bis hinauf zur Höhenstraße, dirigiert worden. Die Anweisungen waren in Deutsch. Am Ende der Schnitzeljagd hieß es plötzlich in einer SMS: "Vielen Dank für Ihre Bemühungen, wir werden uns in Kürze melden." Doch kurz darauf wurde die Aktion schließlich von den Tätern abgebrochen. Seither gab es laut Polizei keine Kontakte mehr.

Überwachungsbild

Doch die SMS konnten der SIM-Karte eines Handys zugeordnet werden. Und diese Spur erwies sich schließlich als heiß, weil der Käufer im Handyshop von einer Überwachungskamera gefilmt wurde. In der Hoffnung, dass jemand den Mann erkennt, veröffentlichte die Polizei nun Bilder des Unbekannten. "Er stammt mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zumindest aus dem Umkreis der Täter", so Geiger.

Jagd in den Medien

Dass die Polizei am Freitag an die Öffentlichkeit ging, hat nicht nur kriminalistische Gründe. Parallel zum Kunstkrimi fand in den Medien von Anfang an die Jagd nach Exklusivmeldungen im Fall Saliera statt. Über die jüngsten Entwicklungen wussten nur wenige Journalisten Bescheid, und die hielten sich an die Bitte der Polizei, von einer Veröffentlichung vorerst abzusehen, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Schon einmal, im August 2003, hatten der oder die unbekannten Täter den Kontakt abgebrochen, nachdem die Lösegeldforderung von damals noch fünf  Millionen Euro plötzlich in den Medien aufgetaucht waren.

Nachdem schließlich auch profil Wind von der zweiten Kontaktaufnahme bekommen hatte und ankündigte, in der kommenden Ausgabe darüber zu berichten, wollte noch Donnerstagabend auch Die Presse das Stillhalteabkommen mit der Polizei platzen lassen. Der Wettkampf der Exklusivmeldung wog auch schwerer als die Möglichkeit der UNIQA-Versicherung, sich an dem schadlos zu halten, der die Rückgabe der Saliera zum Scheitern bringt. Die limitierte Höchstversicherungssumme für ein Einzelobjekt im KHM beträgt 36,3 Millionen Euro.

Freitagmittag entschied die Kriminaldirektion schließlich, die Pressekonferenz‑ abzuhalten, um die Information wenigstens kontrolliert zu verteilen und das Fahndungsersuchen nach dem unbekanten SIM-Kartenkäufer zu starten. "Auch wenn wir aus kriminaltaktischen Gründen noch sehr gerne zugewartet hätten", meinte Ernst Geiger.


Per Handy, das dieser Mann in einem A1-Shop in der Mariahilfer Straße kaufte, wurde Kontakt gehalten.
(DER STANDARD, Printausgabe vom 21./22.1.2006)