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Hunde werden auf das Erschnüffeln von Krankheiten trainiert

dpa/Daniel Karmann
Washington - Ist ein Mensch an Krebs erkrankt, findet sich in seiner Atemluft ein spezifisches Profil bestimmter Chemikalien wie Alkane und Benzolderivate. Seit Langem versuchen Wissenschafter, die Spürnasen von Hunden genau auf dieses Geruchsprofil zu trainieren und damit eine neue Diagnosemöglichkeit zu schaffen. Waren bisherige Versuche nicht besonders erfolgreich, melden Forscher der Pine Street Foundation im kalifornischen San Anselmo im Fachblatt Integrative Cancer Therapies nun sensationelle Trefferquoten - zumindest bei zwei Krebsarten.

Die Forscher trainierten fünf Hunde drei Wochen lang mit Atemproben von Krebspatienten und gesunden Menschen, die in Röhrchen ausgeatmet hatten. Anschließend mussten die Hunde zwischen 55 Lungenkrebspatienten, 31 Brustkrebspatientinnen und 83 gesunden Menschen unterscheiden. Das verblüffende Ergebnis: Die Hunde erkannten 99 Prozent der Atemproben der Lungenkrebspatienten und 88 Prozent der Brustkrebspatientinnen - und das selbst in frühen Entwicklungsstadien. Maximal zwei Prozent der gesunden Personen wurden irrtümlich als Krebspatient erkannt. Diese Trefferquoten seien laut Forschern vergleichbar mit einer ärztlichen Diagnose anhand einer Computertomografie oder Röntgenaufnahmen.

Das typische Aromaprofil entsteht durch den anormalen Stoffwechsel in den Krebszellen. Bereits 1989 bestätigten US-Forscher in The Lancet, dass Hunde in der Lage sind, Hautkrebs zu erschnüffeln. Und 2004 erklärten Forscher vom britischen Amersham Hospital, Hunde so trainiert zu haben, dass diese Blasenkrebspatienten am Geruch des Urins identifizieren können. Allerdings lag die Trefferquote hier nur bei 41 Prozent - DER STANDARD berichtete.

Eine zuverlässigere Methode erhoffen sich Forscher der Uni Rom. Sie basteln an einer elektronischen Nase, die mit speziell beschichteten Quarzkristallsensoren arbeitet, deren natürliche Schwingung sich bei einem bestimmten Geruchsprofil spezifisch verändert. Erreicht die Methode dereinst überzeugende Trefferquoten, ließen sich neben Krebserkrankungen noch weitere erkennen - auch Leberzirrhosen und Nierenleiden verraten sich durch bestimmte Geruchsstoffe in der Atemluft. (Andreas Grote/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21./22. 1. 2006)