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Die wiedergefundene „Saliera“ in einer Transportkiste am Sonntagvormittag, 22. Jänner 2006, im Rahmen einer Pressekonferenz zum Fund von Benvenuto Cellinis „Saliera“ in Wien.

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Die Wahrheit kommt ans Licht ...

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... Robert M. führte die Kripo in den Wald, in dem die Saliera vergraben war. Die Metallbox aus dem Wald in Brand (Waldviertel): In dieser Kiste war die "Saliera" zuletzt, davor ruhte sie in einem Samsonite- Koffer unter einem Bett in Wien-Neubau.

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Diebstahlgesicherter Panzerknacker: So warb der Verdächtige für sich.

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Das freche Grinsen der kleinen Panzerknacker in der Auslage wirkt ansteckend. Oft halten Passanten vor dem Alarmanlagengeschäft in Wien-Neubau kurz inne und gehen dann mit einem Lächeln weiter. Die originelle Idee stammt von Geschäftsinhaber Robert M. - und es war offenbar nicht seine einzige. Der 50-jährige Wiener soll im Mai 2003 die Saliera aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien gestohlen haben, wie Innenministerin Liese Prokop am Sonntag bekannt gab.

Nur einen Tag nachdem die Polizei im Zusammenhang mit dem dreisten Diebstahl Bilder von einem Unbekannten veröffentlich hatte, meldete sich Robert M. am Samstag. Zunächst noch mit dem Hinweis, dass er wohl irrtümlich in die Fahndung geraten sei. Doch nach einer mehrstündigen Einvernahme, in die auch sein Anwalt Gerald Albrecht einbezogen war, legte er ein Geständnis ab und half sogar dabei, den im Waldviertel vergrabenen Schatz auszugraben. "Sally ist wieder zu Hause", resümierte Prokop.

Zum lustiglockeren Ton der Innenministerin passen auch die Hintergründe: Hinter dem Diebstahl des Salzfasses von Benvenuto Cellini (Schätzwert: 50 Millionen Euro) steckten weder die Kunstmafia noch ein verrückter Sammler. "Und auch der mutmaßliche Täter ist nach bisherigem Ermittlungsstand kein professioneller Einbrecher", erklärte Ernst Geiger, der Leiter der Kriminaldirektion 1.

Bei einem Museumsbesuch sei Robert M. aufgefallen, dass das hübsche Kunstwerk praktisch schutzlos gewesen sei: keine Glasbruchsensoren an den Fenstern und das geradezu einladende Gerüst an der Außenfassade, die damals gerade renoviert wurde. Einige Wochen später soll dem Sicherheitstechniker dann in angeheitertem Zustand die Idee gekommen sein, die Probe aufs Exempel zu machen.

Nach dem Ende der Publikumsaktion "Die lange Nacht der Museen" gelangte er flink über das Gerüst bis zum Fenster im ersten Stock, der äußere Fensterflügel leistete keinen Widerstand, die heruntergelassene Jalousie schon. Also kletterte M. noch einmal hinunter, holte aus seinem Auto ein Schneidmesser, kletterte wieder hinauf, zerschnitt die Jalousie, drückte das innere Fenster ein, zerschlug die Glasvitrine und macht sich mit der Saliera aus dem Staub.

Zu leicht gemacht?

Auf die Frage, ob man es dem Einbrecher nicht doch zu einfach gemacht habe, sagte die ressortzuständige Bildungsministerin Elisabeth Gehrer am Sonntag, die damaligen Sicherheitsmaßnahmen hätten dem international üblichen Stand entsprochen. Zudem habe das Wachpersonal Bewegungsmelder ausgeschaltet, nachdem es zuvor Fehlalarm gegeben habe.

Ob Robert M. den gelungenen Coup noch gefeiert hat, ist unbekannt. "Als mein Mandant in den Medien gelesen hat, was er da eigentlich gestohlen hat, ist ihm der Reis gegangen", schildert Anwalt Albrecht. Danach habe Österreichs meistgesuchtes Kunstwerk, das es auch auf der FBI-Liste zu den Top Five der Most Wanted brachte, zwei Jahre lang in einem Koffer unter dem Bett des mutmaßlichen Täters verbracht.

Wie DER STANDARD berichtete, soll der Verdächtige zwei Versuche unternommen haben, für die Rückgabe von Cellinis Goldschmiedearbeit Geld von der Uniqa-Versicherung zu lukrieren. Einmal 2003, als er zum Beweis, dass er es ernst meint, einer Lösegeldforderung von fünf Millionen Euro mehrere Brösel der Emaillierung beilegte. Das zweite Mal ließ er im vergangenen Oktober Polizei und Versicherung den vergoldeten Dreizack der Saliera zukommen und wollte bereits zehn Millionen Euro.

Für die Übergabe dachte er sich eine Schnitzeljagd aus, bei der er den Überbringer per SMS und schriftlichen Mitteilungen einen Tag lang kreuz und quer durch Wien dirigierte. Auch diese Aktion brach Robert M. schließlich ab, doch anhand der versendeten SMS gelangte die Polizei zu einer Handy-SIM-Karte, die an einem bestimmten Tag im A1-Shop in der Mariahilfer Straße gekauft worden war. Über Bilder der Überwachungskamera konnten die Kriminalisten die SIM-Karte schließlich einem unbekannten Käufer zuordnen. Dabei wurde der Polizei übrigens der Umstand zunutze, dass die Überwachung im privaten Bereich fast unbeschränkt zugelassen ist. "Nach der Veröffentlichung der Bilder nahmen die Dinge schließlich schneller ihren Lauf, als wir gehofft haben", so Chefermittler Geiger.

Nachdem Robert M. den Diebstahl gestanden hatte, führte er die Ermittler auch zum Versteck in der Nähe der kleinen Ortschaft Brand im Waldviertel, wo er ein Wochenenddomizil hat. In einem Waldstück, zwischen vier mit Kreuzen markierten Bäumen hatte er die Saliera in einer Kiste vergraben. Nach einer ersten Begutachtung hat das Kunstwerk kleine Beschädigungen - Kratzer - davongetragen. (DER STANDARD, Printausgabe vom 23.1.2006)