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Klee, Ex-ÖSV-Boss und Skipool-Gründer.

Foto:APA
Innsbruck/Wien - "See you in Denver", hatte es 1972 bei der Schlussfeier in Sapporo geheißen. Und Karl Heinz Klee, dem damals scheidenden Präsident des ÖSV, war es durchaus recht. Er hatte die Nase gestrichen voll von Olympischen Spielen, alleine die Erwähnung des Namens Avery Brundage "führte bei mir zu unangenehmen Zuständen". Zum Beispiel zum Ausbruch von Zorn. IOC-Präsident Brundage hatte Karl Schranz in Sapporo ausgeschlossen, weil der bei einem Hobbykick ein Leibchen getragen hatte, auf dem "Aroma Kaffee" geschrieben stand. Das wurde als Verstoß gegen den Amateurparagrafen gewertet. "Diese Verlogenheit konnte ich nicht ertragen. Sport wurde immer und überall professionell betrieben." Der 75-jährige Klee hat mittlerweile gelernt, "darüber zu lachen".

Evergreen und Neverwhite

Denver 1976 wäre vielleicht auch lustig geworden. Sofern sie es geschafft hätten, vernünftige Sportstätten zu bauen. Die Langlauf-Bewerbe sollten in Evergreen abgewickelt werden, "aber wie es der Namen schon verrät, gibt es dort keinen Schnee, es war vielmehr ein Neverwhite." Die Amerikaner legten Ende 1972 die Spiele zurück, natürlich haben sie sich für ihre Unfähigkeit ein bisserl geschämt. Klee, Rechtsanwalt in und aus Innsbruck, ahnte noch nicht, "dass das mein Leben beeinflussen würde".

Das IOC suchte Ersatz und fand ohne gröbere Sitzungen Innsbruck, das sich 1964 als Ausrichter von Olympischen Spielen durchaus bewährt hatte. "Das war eine private Veranstaltung, eine kleine Expedition, da ging es nicht ums Geschäft." Bund, Land und Stadt fahndeten nach einem, der sich um die zweite Auflage kümmert. Der damalige Unterrichtsminister Fred Sinowatz erwischte und bekniete Klee, weil es eben nur den einen gab. "Ich stimmte zu - und war der Organisationschef."

Romantik im Spiegel der Zeit

Die Zeit verklärt. "Wahrscheinlich war es gar nicht so romantisch", sagt Klee. Nicht die Marketing-Abteilung des IOC (so etwas gab es nämlich gar nicht), sondern der Organisationschef persönlich verhandelte mit den Fernsehanstalten. "ABC bekam die Rechte für sechs Millionen Dollar, und ich dachte, dass das viel Geld ist." Mittlerweile kosten Rechte das 100-fache. Innsbruck waren die ersten Winterspiele, die zur Gänze in Farbe gezeigt wurden. Und die ersten nach dem Terroranschlag von München 1972. "Es gab enorme Sicherheitsvorkehrungen, nur wurde kaum darüber geredet." 3500 freiwillige und 500 professionelle Helfer wurden abgestellt.

Sechs Stunden lang haben sie um die Rosi Mittermaier gebangt. Sie galt als vermisst, manche befürchteten eine Entführung (eine Art Kunstraub), denn den Wert einer zweifachen Goldmedaillengewinnerin aus Deutschland sollte man niemals unterschätzen. Klee: "Die Ungewissheit war fürchterlich." Frau Mittermaier befreite sich übrigens selbst, indem sie eine ganz ordinäre Türschnalle im Olympischen Dorf betätigte. Sie war am helllichten Tag eingeschlafen. Im falschen Zimmer halt, laut Polizei hätte darin eine Engländerin wohnen müssen.

Ein "normaler" Österreicher

Klee ("das bleibende Erlebnis war das Abfahrtsgold von Franz Klammer, darin unterscheidet sich der Organisator nicht vom anderen Österreicher") sieht in der fortschreitenden Kommerzialisierung der Spiele "eine Notwendigkeit und auch eine Gefahr". Der Leistungssport sei "nie unschuldig gewesen", mit dem Einzug des Geldes "ist er auf irgendeine Art fast ehrlicher geworden". Trotz übler Begleiterscheinungen. "Der Anreiz des Dopens ist noch größer geworden, auch die diversen Bestechungsskandale im IOC sind eine Folge des Geschäfts." Man müsse von sehr naivem Geiste sein, "wenn man sich darüber überrascht zeigt, dass der Sport immer mehr die Gerichte beschäftigt." Klee, der den ÖSV juristisch vertritt, ist übrigens auch Richter beim Sportgerichtshof in Lausanne (CAS). "Diese Einrichtung ist wichtig. Der Athlet kann seine Rechte einfordern, unterliegt nicht mehr der Allmacht des IOC."

Klee sieht Olympia als "abgesichert. Vor allem die Sommerspiele verkaufen sich erstklassig". Im Winter müsste man auf die Menschen nach wie vor zugehen, "denn da ist das Interesse doch begrenzt. Der Langläufer aus Kenia ist wichtiger, als man denkt. Man braucht auch die sportbegeisterte Bevölkerung vor Ort." Insofern hege er, Klee, leichte Bedenken gegen Turin als Austragungsort. "Aber das tangiert mich kaum, ich muss ja nicht mehr einspringen." (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 23.01.2005)